Ein Kommentar von Tom R. Schulz

Die Lage der Eutiner Festspiele trägt die Züge einer Mischform aus Possenspiel und Tragödie. Seit Jahren fühlt sich offenbar keiner am Ort verantwortlich für die Geschicke des Festivals. Der Aufsichtsrat verfügt über die Wachsamkeit eines sedierten Schoßhunds, er hätte die Warnsignale viel früher erkennen und ernst nehmen müssen. Freiluft-Festspiele, die den Launen des Wetters ausgesetzt sind, brauchen auch an einem so stimmungsvollen Ort wie dem Eutiner See die ganz besondere Fürsorge und Aufmerksamkeit der Verantwortlichen. Und Oper kostet Geld - überall auf der Welt. Einer Stadt mit 17 000 Einwohnern bringt sie aber auch eine Menge ein, wenn mal eben in Spitzenjahrgängen bis zu 40 000 Leute der Kultur wegen einfallen. Licht ins neue Eutiner Zahlendickicht kommt hoffentlich, wenn bald das Insolvenzverfahren eröffnet wird.

Tragisch ist die Entwicklung auch für die Hamburger Symphoniker und ihren Intendanten Daniel Kühnel. Im Tohuwabohu der Ursachenforschung stand plötzlich der Vorwurf überzogener Gagenforderungen der Symphoniker im Raum. Der Aufsichtsrat betrachtete träge, wie hier verkehrte Welt gespielt und der Gärtner zum Bock gemacht wurde. Und statt dem Sohn Carl Maria von Weber im nächsten Jahr ein rauschendes Fest zum 225. Geburtstag auszurichten, hofft man auf den Onkel aus Amerika.