Ein 14-Jähriger überfällt Gleichaltrige im Bezirk Altona. Nun sitzt der Junge in U-Haft. Er hatte Kontakt zur Bande des Messerstechers Elias.

Altona-Altstadt. Das Viertel hinter dem Altonaer Schwimmbad Festland ist geprägt von Altbauten und engen Straßen. Beinahe dörflich ist es hier. Keine Gegend, in der soziale Verwahrlosung oder Gewalt im Übermaß zu erwarten ist. Es ist das Viertel, in dem der erst 14 Jahre alte Mohamed K. (Name geändert) gleichaltrige Jugendliche terrorisiert hat. Innerhalb von nur sechs Wochen hat er vier Überfälle begangen, möglicherweise war er an zwölf beteiligt. Die Polizei hat ihn nun festgenommen. Ein Richter erließ Haftbefehl gegen den kriminellen Jugendlichen, der fast noch ein Kind ist.

Er wusste, dass er Verbotenes getan hat. Das zeigte sich bei seiner Festnahme in der Wohnung seiner alleinerziehenden Mutter. "Ich bin doch erst 14 Jahre alt", soll er gesagt haben. Ihm war nicht klar, dass er damit schon strafmündig ist. Es flossen Tränen. Seine fünfjährige Schwester, ein aufgewecktes Kind, sah weinend mit an, wie die Beamten den Bruder abführten. Er wird nicht so schnell zurückkehren.

Seit seinem achten Lebensjahr wird Mohamed K. vom Jugendamt betreut. Er war wegen Gewaltausbrüchen immer wieder aufgefallen und stahl in Geschäften. Seine Mutter, die sich von ihrem spielsüchtigen Mann hat scheiden lassen, sah es anfangs nicht so krumm. "Jeder Junge klaut doch mal."

Später, als der Junge immer wieder von der Polizei nach Hause gebracht wurde, kam sie nicht mehr an ihn ran. Irgendwann ließ er sie auch spüren, dass er ihr allein schon körperlich überlegen war. "Du willst mir verbieten, mich mit meinen Freunden zu treffen? Ich sage dir ja auch nicht, mit wem du dich treffen darfst."

Er habe einen schlechten Umgang gehabt, beklagt die Mutter. Zwar besitzt die türkischstämmige Familie die deutsche Staatsbürgerschaft. "Doch er hat sich immer nur mit den türkischen Jungs getroffen." Die Jungs sind die "Neustädter Jungs", eine Jugendbande, zu der auch der 16 Jahre alte Elias gehörte, der im Mai dieses Jahres den 18-jährigen Mel am Bahnhof Jungfernstieg mit einem Messerstich in Herz und Lunge umgebracht hat. Elias wurde zu sechs Jahren Haft verurteilt. Zwei der Gangmitglieder waren bei der Bluttat dabei, wurden zu Jugendarrest und Arbeitsauflagen verurteilt.

Und nun ist auch Mohamed auf dem Weg, wie Elias ein Intensivtäter zu werden. Mit elf Kumpanen soll er seit Anfang November ein Dutzend Überfälle begangen haben. Vier können ihm nachgewiesen werden. Zweimal hat er denselben 14-Jährigen überfallen. Beim ersten Mal überfiel er ihn Ende November und stahl dessen iPod, einen Monat später waren es 15 Euro. Er bedrohte die Opfer manchmal mit einem Klappmesser und sagte, dass er sie "abstechen" werde, falls sie zur Polizei gingen.

Über Festnahmen der Komplizen kamen die Fahnder schließlich auch Mohamed K. auf die Spur. Sichtlich beeindruckt gestand er die Taten bei der Vernehmung, nannte sogar die Namen seiner Komplizen.

Der Haftbefehl lautet auf Wiederholungsgefahr. Der 14-Jährige hat eine Jugendstrafe von einem Jahr zu erwarten. Vielleicht hält sie ihn ja davon ab, ein zweiter Elias zu werden.