Hamburg. Eineinhalb Stunden lang mussten die Passagiere eines in Hamburg liegen gebliebenen ICE nachts in ihren kalten Abteilen ausharren, bevor sie auf freier Strecke in einen anderen Zug umsteigen konnten. Der Bahn schlägt nun scharfe Kritik entgegen: "Es ist erschreckend, dass es bei einem Weltunternehmen wie der Bahn immer wieder zu solchen Vorfällen kommt", sagte die Verkehrsexpertin der Hamburger SPD, Martina Koeppen. Erst Ende November war ein ICE vor dem Dammtorbahnhof nach einem Stromausfall stehen geblieben. Die Passagiere mussten über Leitern aus dem Zug geholt werden.

Dienstagnacht blieb der Intercity-Express "Herrenchiemsee" von München nach Hamburg-Altona mit 50 Passagieren an Bord etwa einen Kilometer vor dem Hauptbahnhof wegen eines Stromausfalls nach einem Kurzschluss in einem Umspannwerk liegen - die Sicherungen des Zuges sprangen heraus. Sie ließen sich auch nicht aktivieren, nachdem die Oberleitung wieder Strom führte.

Bei Außentemperaturen um minus zehn Grad scheiterte zunächst der Versuch, den Hochgeschwindigkeitszug mit einem anderen ICE abzuschleppen. Dessen Kupplung war eingefroren. Erst nach 90 Minuten konnten die Passagiere über Behelfsbrücken in einen neben dem liegen gebliebenen Zug haltenden ICE umsteigen. Ein Bahnsprecher sagte, die Fahrgäste bekämen eine Entschädigung - auf Antrag.