Der Markt kann es richten. Er reißt Menschen aus festen Arbeitsverhältnissen heraus, doch er vermag auch neue Verbindungen zu schaffen. "Coworking", das gemeinsame Arbeiten von Freiberuflern aus verschiedensten Branchen unter einem Dach, bietet dafür ein charmantes Beispiel. Aus den USA kommt diese neuartige Unternehmenskultur mehr und mehr auch nach Deutschland.

Früher war das Gebäude des Bürovermieters Werkheim in Ottensen eine Fabrik. Maschinen dröhnen dort aber schon längst nicht mehr. Stattdessen sirren zwischen den alten Backsteinmauern heute die Ventilatoren von Mobilcomputern und Drucker. Berater und Vertreter, Kreative und Kaufleute arbeiten in einem Ensemble aus Industriedenkmal und Büroetage.

Das Wertvolle daran ist nicht nur die Gesellschaft, die allein arbeitende Selbstständige dort finden können. Reizvoll ist auch die Chance, dass dabei neue Ideen und Verbindungen entstehen, die es sonst vielleicht nicht gäbe - und am Ende stehen womöglich neue Produkte, Dienstleistungen oder gar Unternehmen.

Der Mensch ist ein sozial gesinntes Gruppenwesen. Die moderne Arbeitswelt aber fördert Vereinzelung und Vereinsamung, gerade bei Menschen ohne feste Anstellung. Die Idee des Coworking ist so pragmatisch wie kreativ. Denn geistige Produktivität und wirtschaftlicher Fortschritt gedeihen nicht in Einsamkeit und Isolation - ganz egal, ob jemand als Einzelunternehmer arbeitet oder als Teil einer Gruppe. Leben entsteht aus der Vielfalt der Zellen. Und Unternehmen sind lebendige Organismen.