Statik-Probleme beim Konzertsaal. Gericht: Baukonzern Hochtief soll Zeitplan vorlegen

Hamburg. Gute Nachrichten und weitere Rückschläge beim Bau von Hamburgs neuem Wahrzeichen. Im Streit um die Vorlage eines detaillierten Terminplans für den Bau der Elbphilharmonie hat das Landgericht Hamburg am Freitag der städtischen Realisierungsgesellschaft (ReGe) in allen Punkten recht gegeben.

Demnach muss der Essener Baukonzern Hochtief dem Bauherrn jetzt einen genauen Zeitplan vorlegen und diesen künftig auch fortschreiben. Mit diesem Überwachungsinstrument kann die Stadt nun den Baufortschritt kontrollieren. "Endlich bekommen wir damit ein wichtiges Modul zur Steuerung und Kontrolle unseres Auftragnehmers in die Hand", sagte ReGe-Geschäftsführer Heribert Leutner. Der Baukonzern kann gegen das Urteil noch Berufung einlegen. "Hochtief ist jetzt in der Bringschuld", sagte Leutner.

Gleichzeitig reißen die Probleme auf Europas kompliziertester Baustelle nicht ab. Nach Abendblatt-Informationen gibt es erhebliche Schwierigkeiten bei der Statik für das Dach des großen Konzertsaals. Seit mehr als einem Jahr ringen der Bauherr sowie der Generalplaner, die Schweizer Architekten Herzog & de Meuron, und der Generalunternehmer Hochtief um eine einvernehmliche Lösung.

Leutner bestätigte, es gebe aktuell Probleme. "Die gewaltige Stahlkonstruktion des Daches stellt eine höchst anspruchsvolle Herausforderung für alle Beteiligten dar", sagte er. Die Tragwerkskonstruktion des in rund 90 Meter Höhe aufgehängten Konzertsaals, in dem später einmal 2100 Besucher Platz finden werden, habe eine sehr große Spannweite und gehe praktisch über die gesamte Breite des Kaispeichers in der HafenCity. "Da tut sich Hochtief schwer, Lösungen zu finden", sagte Leutner. Derzeit fänden "Detailprüfungen" statt, die Planungen dauerten aber "länger, als wir uns das alle erwünscht haben". Erhebliche Kostensteigerungen könnten die Folge sein. Bernd Pütter, Konzernsprecher von Hochtief, bestätigte ebenfalls die Probleme mit der Statik und den hoch komplizierten Berechnungen der Lastenverteilung. "Da fehlen uns noch Entscheidungen des Generalplaners", sagte Pütter.

Die Fragen, die der ehemalige ReGe-Chef Hartmut Wegener vor zwei Tagen im Abendblatt-Interview aufgeworfen hatte, scheinen an dieser Stelle wieder aktuell zu werden: Wer ist für die Ausführungsplanung in den einzelnen Bauphasen der Elbphilharmonie verantwortlich? Und was macht der ausführende Baukonzern, wenn er die von den Architekten vorgelegte Statik in wesentlichen Teilen für nicht nachvollziehbar und nicht vollständig hält?

Derzeit ist jedenfalls völlig offen, wann und ob es in diesem Fall zu einer Lösung zwischen den Vertragspartnern kommt. Hochtief-Sprecher Pütter rechnet mit der Fertigstellung des großen Konzertsaals "Ende 2012 oder Anfang 2013". Er könne sich aber sehr gut vorstellen, vorher das Hotel zu eröffnen, die geplanten 45 Apartments zu beziehen und auch schon den kleinen Konzertsaal zu bespielen. "Das kriegen wir hin."

Auch ReGe-Geschäftsführer Leutner ist nicht grundsätzlich gegen eine gestaffelte Eröffnung von Hamburgs neuem Wahrzeichen. "Darüber kann man nachdenken, wir werden das Anfang nächsten Jahres sehr sorgfältig prüfen", sagte er.