Ein Kommentar von Berndt Röttger

Das Thema könnte man fast auf Wiedervorlage legen: Der Führerscheinentzug oder Fahrverbot für Senioren wird seit Jahren immer wieder diskutiert und erregt immer wieder die Gemüter.

Die Senioren fühlen sich bevormundet. In einem Land, in dem das Auto traditionell als Symbol für individuelle Freiheit steht, ist die Abgabe des Führerscheins geradezu ein Beschneiden elementarer Bürgerrechte. Und dagegen wird natürlich gleich heftig protestiert.

Da kommt die Idee des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Klaus-Peter Hesse geradezu pfiffig daher: Statt eines Führerscheinentzugs will er Anreize für den freiwilligen Verzicht schaffen. Wer als über 65-Jähriger den geliebten Lappen abgibt, soll in Hamburg und Umgebung ein Jahr lang freie Fahrt mit Bus und Bahn erhalten. Eigentlich ein durchaus cleverer Ansatz. In jedem Fall aber für die betroffenen Senioren eine sicherlich deutlich charmantere Idee als eine plumpe Altersgrenze.

Doch reicht ein Jahr freie Fahrt im HVV als Anreiz wirklich aus? So kurzsichtig sind die Senioren sicherlich nicht. Sie wissen aus guter Erfahrung, wie schnell ein Jahr vorüber ist. Wäre es nicht viel sinnvoller, die Altersgrenze für die führerscheinlosen Senioren auf 75 oder 80 Jahre anzuheben und denen aber dann ein dauerhaftes HVV-Ticket zu versprechen? Rentner mit 65 Jahren gehören heute schließlich noch längst nicht zum alten Eisen.

So interessant die Idee des CDU-Verkehrsexperten Hesse auch ist - ein wenig wundert man sich schon über den Zeitpunkt der Verkündung. Warum wurde die Idee nicht vor vier Wochen auf die Tagesordnung gebracht? Ein Schelm, der sich Böses dabei denkt. Denn der Gedanke, dass es sich beim angedachten Tauschgeschäft HVV-Ticket gegen Führerschein auch um einen ersten Beitrag zum Wahlkampf handelt, liegt natürlich auf der Hand. Zum Wahlkampf-Klamauk sollte die an sich charmante Idee nicht verkommen.