Mit Hapag-Lloyd geht es wieder bergauf. Die Reederei orderte mehrere Megafrachter und hat seinen Sitz am Hamburger Ballindamm zurückgekauft.

Hamburg. Überraschende Ankündigung von Hapag-Lloyd: Deutschlands größte Linienreederei steigt in den Markt der Megacontainerschiffe ein. Das Hamburger Unternehmen hat bei der koreanischen Werft Hyundai vier Großschiffe mit einer Kapazität für je 13.200 Standardcontainer (TEU) geordert. Auch die 2008 bestellten sechs Neubauten sollen mit der gleichen Kapazität ausgestattet werden. Darüber hinaus hat Hapag-Lloyd den traditionsreichen Firmensitz am Hamburger Ballindamm zurückgekauft. "Dies ist das deutliche Zeichen, dass Hapag-Lloyd wieder zu alter Stärke zurückgekehrt ist und seine Chancen auf profitables Wachstum nutzen wird", sagte Hapag-Lloyd-Chef Michael Behrendt.

Wenn TUI-Chef Michael Frenzel heute die Bilanz des Touristikunternehmens in Hannover vorlegt, werden die Pressevertreter vor allem auf Neuigkeiten zur Beteiligung an Hapag-Lloyd warten. TUI will sich von seinem bis Ende des Jahres auf 49,8 Prozent steigenden Anteil trennen. Und das Konsortium Albert Ballin rund um den Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne und die Stadt Hamburg hat ein Vorkaufsrecht für dieses Paket. Allerdings kann das Konsortium das TUI-Paket finanziell nicht komplett übernehmen. Zu teuer wäre das Engagement vor allem für die hoch verschuldete Stadt. Nach Abendblatt-Informationen kann sich Kühne aber mittlerweile durchaus ein größeres Engagement als bisher bei Hapag-Lloyd vorstellen. Von bis zu 25 Prozent ist aus Kreisen des Konsortiums zu hören. Ende des Jahres wird der Logistikunternehmer 13,3 Prozent halten.

Stadt und Kühne sind sich einig, dass das Konsortium die Mehrheit behalten soll. "Die Reederei muss weiter von Hamburg aus gesteuert werden", heißt es aus dem Konsortium - selbst nach dem geplanten Teilbörsengang von Hapag-Lloyd. Banken prüfen derzeit die Chancen für den Gang aufs Parkett. Aus Kreisen des Konsortiums heißt es, im Februar 2011 dürfte eine endgültige Entscheidung darüber fallen, ob und in welchem Umfang Hapag-Lloyd an die Börse kommt. Finanzexperten halten maximal 30 Prozent für realistisch. "Mehr gibt der Markt in dieser Zeit kaum her", sagte ein Banker, der die Schifffahrtsbranche gut kennt, dem Abendblatt.

Darüber hinaus sind TUI und das Konsortium auf der Suche nach einem strategischen Investor, der einen Anteil an Hapag-Lloyd übernimmt. Über eine Größenordnung von rund zehn Prozent wird spekuliert. Infrage kommen vor allem außereuropäische Finanzinvestoren, vorzugsweise aus dem arabischen Raum oder China.

Hapag-Lloyd fährt nach der Weltwirtschaftskrise inzwischen wieder einen deutlichen operativen Gewinn ein, 506 Millionen Euro waren es in den ersten neun Monaten 2010. Allerdings drückt die Reederei auch eine hohe Schuldenlast. TUI dagegen verbuchte für die ersten neun Monate seines Geschäftsjahres 2009/2010 in der Touristik einen bereinigten operativen Verlust von rund 280 Millionen Euro. Und dennoch hat sich Frenzel den Ausbau des Tourismusgeschäfts auf die Fahnen geschrieben. Er will Hapag-Lloyd abstoßen und das Geld in die Reisebranche investieren. Beaufsichtigen soll diesen Weg in den kommenden Jahren der frühere Daimler-Manager Klaus Mangold als neuer Chef des TUI-Aufsichtsrats.