Die Zahl der registrierten Rauschgift-Konsumenten im Straßenverkehr bleibt hoch. Polizei erwischt zugleich immer weniger Alkoholfahrer

Hamburg. Vielleicht war er einfach zu betrunken, um einzusehen, dass er verloren hatte. Ein 24 Jahre alter Autofahrer, den die Polizei kurz zuvor betrunken aus dem Verkehr gezogen hatte, randalierte auf der Wache an der Notkestraße (Bahrenfeld), weil er keine richterlich angeordnete Blutprobe abgeben wollte. Dabei hatte bereits das Pusten einen Alkoholwert von 1,1 Promille ergeben. Er kassierte deshalb nicht nur Strafverfahren wegen Trunkenheit, sondern auch eines wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte.

Der 24-Jährige war lediglich einer von sechs Autofahrern, die die Polizei bei ihrer groß angelegten Verkehrskontrolle in der Nacht zu Freitag erwischt hat. Und dabei waren 180 Beamte an sechs Kontrollstellen sowie mit 30 Streifenwagen in der Stadt verteilt. 1544 Autofahrer wurden kontrolliert. Bemerkenswert war zudem, dass die Zahl der unter Drogen stehenden Fahrer mit zehn höher war als die der Alkohol-Fahrer.

Zwar handelt es sich dabei nicht um ein repräsentatives Ergebnis, aber dennoch zeigt die Kontrolle einen Trend auf. Seit mehreren Jahren sinkt die Zahl der Trunkenheitsfahrten, die Zahl der Fahrten unter Drogeneinfluss stagniert. Deren Anteil an diesem Deliktsbereich wächst demnach seit Jahren stetig an. 2004 registrierte die Polizei 4662 Alkoholfahrten bei Kontrollen. Im vergangenen Jahr sank diese Zahl stetig auf 2267 (siehe Grafik). Die Zahl der Drogenfahrten lag vor sechs Jahren bei 1863, sank bereits zwei Jahre später auf 1443 und hat sich seitdem auf diesem Niveau eingependelt. Die Stagnation zeigt sich auch bei den Unfallzahlen. So sank die Zahl der unter Alkoholeinfluss verursachten Unfälle in demselben Zeitraum von 1220 auf 879. Bei den Drogenunfällen hat sich die Zahl mit 94 in den Jahren kaum verändert.

Ein Hoch mit 2617 Drogenfahrern im Jahr 2005 erklärt die Polizei in ihrem Verkehrsbericht mit einer neuen "Schulungs- und Einsatzkonzeption". Den darauffolgenden Rückgang bringt sie unter anderem mit den "intensiven Kontrollen" in Zusammenhang. Weniger Kontrollen hat es demnach nicht gegeben.

Trotz einer gleichbleibenden Kontrolldichte sinkt die Zahl der unter Drogen stehenden Autofahrer nicht im selben Maß wie die der Alkoholfahrer. Da die Kontrollen zu beiden Delikten gleichzeitig stattfinden, liegt der Schwerpunkt offenbar bei den Alkoholfahrten. Den Drogenkonsum nachweisen können aber lediglich speziell geschulte Beamte. Erst wenn sie etwa Unregelmäßigkeiten bei den Pupillen feststellen, können sie auf einen Urin- und schließlich einen Bluttest drängen.

Karsten Witt, Stabsleiter in der Verkehrsdirektion, macht einen veränderten Umgang mit Alkohol für die Diskrepanz verantwortlich. "In der Regel wird Alkohol zu bestimmten Festen getrunken. Darauf stellen sich die Verkehrsteilnehmer ein und lassen ihr Auto dann stehen", sagt der Polizeidirektor. "Da hat ein Umdenken stattgefunden." Die Wirkung des Alkohols sei nach einigen Stunden vorüber. In der Regel könnte sich der Fahrer am nächsten Tag wieder hinter das Steuer setzen. Bei Drogen wie etwa Cannabis halte die Wirkung länger an, bis zu zwei Tage. "Da hat der Fahrer womöglich schon vergessen, dass er die Droge genommen hat. Aber wir können sie immer noch nachweisen." Und sie wirkt dann immer noch. Je nach Konzentration im Blut bewegt sich der Fahrer dann schnell am Rande einer Straftat. Offenbar hat sich das noch nicht so sehr weit herumgesprochen.

Ein Autofahrer, der in der Kontrollnacht hektisch den Platz mit seiner Beifahrerin vor einem Kontrollposten wechselte, hatte zwar kein Cannabis geraucht, dafür aber Alkohol getrunken. Zivilpolizisten beobachteten ihn bei seiner Verzweiflungstat. Der Mann kam mit dem Schrecken davon. Er hatte nur 0,34 Promille Alkohol im Blut - und blieb deshalb ungeschoren. Seine Freundin fuhr ihn nach Hause.