Ein schrecklicher Unfall brachte Leid über eine ganze Familie

Genau das kann wirklich jedem tagtäglich passieren. Ein falscher Schritt, Fahrlässigkeit eines anderen - oder nur ein bisschen Pech: Im Nu gerät das Leben aus den Fugen und nichts ist mehr so, wie es einmal war. Viele verdrängen solche Gedanken. Das Unglück, so lehrt die Erfahrung, hat viele Gesichter.

Wie das Schicksal von Shawny R. in bedrückender Weise dokumentiert. Fast genau auf den Tag vor fünf Jahren war das quicklebendige Mädchen in einen grausamen Verkehrsunfall verwickelt. Beim Überqueren der Bundesstraße 432 in Groß Niendorf in Schleswig-Holstein wurde die damals 13-Jährige von einem Auto erfasst.

Während einer Notoperation wurde sie dreimal wiederbelebt. Eine rasante ärztliche Versorgung und medizinische Kunstfertigkeit auf hohem Niveau sorgten dafür, dass Shawny überhaupt am Leben blieb. Was die Familie, neben den Eltern auch Shawnys kleiner Bruder, in jener Weihnachtszeit zu erdulden hatte, lässt sich noch nicht einmal erahnen.

"Nachdem die Gehirnschwellung zurückgegangen war, wurde Shawnys mehrfach gebrochene Wirbelsäule zwischen dem dritten und achten Brustwirbel mit einem Implantat versteift", schrieb die Mutter am 23. Februar 2006 an die Redaktion "Von Mensch zu Mensch". In dem Hilferuf wurden frank und frei auch finanzielle Probleme aufgeführt. Der Unfallfahrer, ein leitender Angestellter der Ärztekammer Bad Segeberg, habe seiner Versicherung ein Regulierungsverbot erteilt. Konsequenz: Die kleine Familie musste die mit dem Drama verbundenen Kosten teilweise alleine tragen und geriet immer mehr in Schieflage.

Renate Schneider, unermüdlicher Motor und guter Geist der Aktionen "Von Mensch zu Mensch" und "Kinder helfen Kindern", veranlasste eine sofortige Unterstützung. Diverse Spenden trugen dazu bei, das Leid - zumindest wirtschaftlich - zu lindern. Als ähnlich wertvoll empfanden die Leidtragenden des Unfalls Zuspruch und Anteilnahme aus der Bevölkerung. "Gemeinsam sind wir stark!" Unter diesem Motto wurde ein Bündnis geschmiedet, der kleinen Shawny zur Seite zu stehen. Freunde, gute Ärzte, engagierte Therapeuten, eine aufopferungsvoll kämpfende Familie und die Gemeinschaft der Abendblatt-Leser reichten dem Mädchen ihre helfende Hand. Der Vorfall selbst war nicht aus der Welt zu schaffen, die Folgen indes konnten gemildert werden. Die Botschaft: "Mensch, du bist nicht alleine auf der Welt."

Dieses Gefühl wahrhaftiger Solidarität half. Unter dem Strich führte Shawnys Lebenswille dazu, Brücken zu bauen. Die mittlerweile Volljährige kann wieder ein wenig gehen und besucht ein Internat für behinderte junge Menschen in Kiel. "Ich möchte auf eigenen Füßen stehen", sagt sie. Zuzutrauen ist ihr das. So und so.