Eine Glosse von Axel Tiedemann

Die Eskimos, so wird erzählt, sollen ein Dutzend verschiedene Bezeichnungen für das Wort Schnee verwenden. Was klar ist, denn die haben davon ja besonders viel und fast immer. Doch vielleicht sollten auch wir unseren Wortschatz erweitern. Schneemäßig jedenfalls. Denn erste Meteorologen warnen vor einer Kältezeit bis März. Wie im vergangenen Jahr! Es hört einfach nicht auf. Der Winter hat, so scheint es, gar keinen Respekt mehr vor dem Klimawandel.

Und statt sich auf heiße, müssen wir uns wohl zunächst auf weiße Zeiten einstellen. Und dem Beispiel der Eskimos folgen. Denn nur einfachen Standard-Schnee haben wir in den vergangen Tagen auch nicht erlebt. Da gab es den feuchten Neuschnee, pappigen Altschnee, feinen Schneestaub, rauen Schneekörnchenbelag, Feuchtschnee, gefrorenen Feuchtschnee, feinen Schneegriesel auf Eis, feinen Schneegriesel auf Asphalt, Hartschnee, Hartschnee mit Weichschnee darunter - und so fort. Immer im Wechsel. Mal ist es kalt, dann wieder kälter. Und wer zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs ist, muss mittlerweile eine Art Eskimogespür an den Tag legen, um seinen täglichen Weg einigermaßen unfallfrei zu gestalten.

Heute nun müssen wir unser 12. Wort für Schnee lernen: Schneematsch! Denn es wird wieder warm, so um fünf Grad. Doch wer sich endlich mal wieder auf eine graue Weihnacht wie früher freut, wird enttäuscht sein. Am Sonntag schon wird's kalt und dann wieder kälter. Und dann kommt wieder Schnee, erst Neuschnee, dann Altschnee, vielleicht Hartschnee ...