Ein Kommentar von Alexander Josefowicz

Die Politik versucht, den Jugendschutz im Internet neu zu regeln. Und übersieht dabei, dass das Netz kein Film und kein Computerspiel ist. Es ist nicht statisch, es ist im Fluss. Texte, Töne und Bilder erscheinen und vergehen, verändern und bewegen sich. Rund um den Globus. Da wirkt der Ruf nach Kennzeichnung von "entwicklungsbeeinträchtigenden", also brutalen oder pornografischen Inhalten hilflos und Netz-weltfremd.

Allein schon deshalb, weil die Sperren und Warnhinweise natürlich nur für deutsche Angebote gelten. Das Internet schert sich aber nicht um Landesgrenzen, mit nur einem Klick reist man um die ganze Welt.

Im klassischen behördlichen Regulierungswahn verabschiedet man neue Vorschriften und übersieht dabei, dass jeder Warnhinweis ignoriert, jede Sperre umgangen werden kann. Kinder und Jugendliche sind neugierig, gerade wenn es um Verbotenes geht. Über die Folgen für sich selbst und andere denken sie nicht nach. Weil sie es nicht besser wissen.

Sinnvoll wäre also, Zeit und Geld in die Sensibilisierung von Kindern und Eltern zu stecken, sie fit für das Netz zu machen mit allen Vor- und Nachteilen, die es bietet. Stattdessen wird ein Bündel von Regeln erlassen, das weder der Sache dient noch an das Medium Internet angepasst ist. Jugendschutz beginnt im Kopf, nicht an der Tastatur.