Ein Kommentar von Peter Ulrich Meyer

Deutlicher als je zuvor hat Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) mit seinem Vorgänger und Parteifreund Ole von Beust abgerechnet. Ohne ihn namentlich zu erwähnen, hat Ahlhaus in seiner kämpferischen Nominierungsrede als CDU-Spitzenkandidat die Politik der Annäherung von Beusts an die Grünen in weiten Teilen verdammt. Die CDU habe sich in den Koalitionsverhandlungen ihres "Markenkerns" berauben lassen und die Primarschule hinterher auch noch als ihr "Herzensanliegen" ausgegeben.

Zwar sprach Ahlhaus von "wir", als er die "Fehler" der CDU benannte, doch gemeint war nur einer: Ole von Beust. Glaubwürdig und ehrlich ist das Abrücken von dem, der eben noch die Lichtgestalt der Union war, nicht - dafür ist es politisch naheliegend. Die CDU ist dem Kurs von Beusts bereitwillig gefolgt und sie würde es noch heute tun, wenn der Erfolg noch da wäre. Es ist bekanntlich anders gekommen: Von Beust ging von Bord, die Primarschule fiel beim Volksentscheid durch und nach dem Koalitionsbruch droht jetzt die Opposition.

Es ist die schiere Wahlkampfnot, die Ahlhaus den Kurswechsel ausrufen lässt, nicht die Überzeugung in der Sache. Er kämpft an mehreren Fronten: gegen die SPD und Olaf Scholz, gegen die GAL und gegen den eigenen, eben noch vertretenen Kurs. Wenn Ahlhaus die murrende CDU-Stammwählerschaft um sich scharen kann, hat er viel erreicht. Vom Anspruch der CDU, eine moderne Großstadtpartei zu sein, ist das weit entfernt.