Ein Kommentar von Dirk Steinbach

Es waren nicht wenige Zuschauer, die sich am Freitagabend am Millerntor verwundert ansahen, als sie von St. Paulis Aufstellung für die wichtige Partie gegen Mitaufsteiger 1. FC Kaiserslautern erfuhren. Mit Kapitän Fabio Morena, Ralph Gunesch und Moritz Volz hatte Trainer Holger Stanislawski gleich drei Verteidiger benannt, die zuletzt nur geringfügige bis überhaupt keine Einsatzzeiten vorweisen konnten. Ob dies gut gehen könne, fragten sich viele im Stadion. Heute weiß man: Es ging gut. St. Pauli gewann die Partie, spielte sogar erstmals seit dem 1. Oktober wieder zu null. Stanislawski hat Mut bewiesen - und wurde belohnt.

Nach dem 0:3 in Bremen hatte der Coach das Defensivverhalten seiner Mannschaft heftig kritisiert. Auf die drei neuen Spieler zu setzen, war allerdings kein folgender Rundumschlag. Für jede Veränderung hatte Stanislawski gute Gründe. Links hinten wollte er Bastian Oczipka eine Pause geben, in der Mitte war ein Platz durch Markus Thorandts Sperre frei geworden. Der zweite Innenverteidigerposten stand zur Disposition, weil der 41-Jährige gleich drei Spieler, darunter Carlos Zambrano, aus disziplinarischen Gründen auf die Tribüne gesetzt hatte - angesichts der sportlichen Situation ebenfalls eine mutige Entscheidung.

Dank des 1:0 darf sich Stanislawski nun als doppelter Sieger fühlen. Der ohnehin angesehene Coach punktete nicht nur für die Tabelle, sondern bewies in einer schwierigen Lage Führungsstärke. Spieler, die sich in Zukunft nicht an seine Vorgaben halten, müssen entweder ziemlich verzweifelt oder selbst ganz schön mutig sein.