Eine Glosse von Christian-A. Thiel

Bei den beliebtesten Sportarten im Scheichtum Katar haben wir bislang eher an Kamelrennen als an packende Strafraumszenen gedacht. Nun haben die Wüstensöhne noch zwölf Jahre Zeit, ihrem Volk bis zur Fußball-Weltmeisterschaft 2022 die in kühleren Gefilden weit populärere Sportart nahezubringen. Aber die weisen Entscheidungen der Hüter des Fußballs sind ja ähnlich unergründlich wie jene der Herren der Ringe. Wer sonst wäre auf die Idee gekommen, Olympische Winterspiele an Wladimir Putins Sommersitz Sotschi zu vergeben?

Was kommt als Nächstes? Tennisturniere auf Ölbohrinseln? Fußballspiele unter Tage? Die Tour de France in Französisch-Polynesien? Oder Olympia in Liechtenstein? Alles nur eine Frage des Geldes. Erst wenn sich nur noch Nordkorea oder Afghanistan um große Sportereignisse balgen, wären wir mit unserer Fantasie am Ende.

Vielleicht sollte Hamburg unter diesen Umständen seine Olympiapläne forcieren. Aber nicht - das wäre zu einfach - für den Sommer. Sondern, blicken wir mal aus dem Fenster, natürlich für den Winter. Die demnächst zugefrorene Alster bietet sich als Fläche für Eisflitzer und Toeloops geradezu an, rund um Hamburgs zugeschneite Schlaglöcher ließe sich prächtig Slalom laufen und die Baustelle der Elbphilharmonie könnte glatt als Sprungschanze durchgehen.

Und dann müsste nur noch jemand auf die Idee kommen, in einem kleinen Fürstentum am Mittelmeer rund um ein Casino und die Luxushotels Formel-1-Rennwagen im Schleichtempo im Kreis fahren zu lassen, am besten noch durch einen Tunnel. Pardon, das gibt's ja schon: den Großen Preis von Monte Carlo.