Eine Glosse von Hinnerk Blombach

In einem sehr großen Raum, in dem sehr viele Menschen eine sehr erfolgreiche Zeitung machen, wird sehr viel geschrieben und sehr viel geredet. Da bleibt es nicht aus, dass man mitunter diese beiden Dinge thematisch verknüpft und auch darüber redet, wie man etwas schreibt.

Zum Beispiel über die Sache mit dem S. Ist der Schadensersatz nun ein Wort mit Mittel-S oder ein Schadenersatz ohne Mittel-S? Während die Duden-Hörigen gleich mit dem Fachwort Fugen-S prahlen und ein solches beim Schadenersatz nicht sehen wollen, berufen sich die Juristen unter den Diskutanten auf das altehrwürdige BGB. Das bekennt sich eindeutig zum Fugen-S. Immerhin stammt dieses Bürgerliche Gesetzbuch, sozusagen die Mutter aller privatrechtlichen Ansprüche, aus dem Jahr 1900. Und dort hat der Schadensersatz seitdem alle Rechtschreibreformen überlebt.

Wie wichtig ein S sein kann, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass beispielsweise aus einer sehr erfolgreichen Zeitung eine eher erfolgreiche Zeitung werden kann. Oder dass bei eben dieser Zeitung aus diesem Neuigkeitenzimmer ein neues Zimmer werden kann, aus einem Newsroom ein New Room also.

Es stellt sich daher die Frage, wie man sich nun merken soll, ob beispielsweise der Schafskäse nicht doch ein Schafkäse ist. Die plausibelste Erklärung gegen ein Fugen-S hat wohl jeder Grundauszubildende bei der Bundeswehr zu hören bekommen. Die Frage, warum die Gutscheine für die Kantine nun Essenmarken und nicht Essensmarken genannt werden, kontert der qua Amt mit endgültiger Weisheit ausgestattete Unteroffizier entwaffnend logisch: Es heißt ja auch nicht Bratskartoffeln. Da hat er recht.

Und doch bleibt eine grundsätzliche Ratlosigkeit, die sich, der Jahreszeit angemessen, in einer adventlich musikalischen Gewissen(s)frage äußert: Was soll S bedeuten?