Vier Abende lang ist Hamburg groß in Mode - Die Fashion Shows bei Etage Eins im Stilwerk sind gestartet

Altona. Modenschau beginnen grundsätzlich unpünktlich. Dieses Prinzip wurde auch beim Auftakt der Hamburg Fashion Shows am Dienstagabend eingehalten. Bis sich die 200 Gäste im Loft der Etage Eins platziert hatten, arbeiteten die Designer hinter der Bühne hektisch am letzten Schliff ihrer Kollektionen. Aus riesigen Boxen wummerten Elektrosounds, stilecht standen süßer Sekt und Sushi-Sandwiches bereit. Puristisch das Ambiente: Auf dem Betonboden des 500 Quadratmeter großen Raums im vierten Stock des Stilwerk war lediglich ein weißer Laufsteg aufgebaut. Nichts sollte den Blick der Zuschauer unnötig vom Wesentlichen ablenken - der Mode.

Trotz des großen Andrangs versuchte Veranstalter Freddy Mouchawrab, jeden Gast persönlich zu begrüßen, ehe er gemeinsam mit Babette Peters von hamburgunddesign, der Designabteilung der Hamburger Kulturbehörde, die Modewoche offiziell eröffnete. "Vier Modenschauen mit 16 Kollektionen in einer Woche - das hat Hamburg noch nicht gesehen", sagte der Etage-Eins-Inhaber. Insgesamt sind acht Labels aus der Stadt vertreten, weiterhin Marken aus Berlin, München und Mannheim.

Den Anfang machte allerdings eine Hamburgerin: Inga Lichtenfeld. Purismus und klare Linien dominierten ihre Entwürfe. Schwarze kurze Kleider, Marlenehosen mit Kordelzug, dezente Details wie Raffungen und Wickeloptiken - perfektioniertes Understatement. Auffälligstes Accessoire: Overknee-Strümpfe aus Nylon mit kleinen Fehlern in Vintage-Optik.

Anschließend wurde es laut. Zu stakkatoartigen Klickrhythmen schickte Regine Steenbock vom Hamburger Label Sium ihre Models auf den Laufsteg. Ebenso schräg wie die Musik waren die Kleider: streng asymmetrisch geschnitten, Capes in A-Linienform, Fleece-Stoffe in Kobaltblau, daneben Anzüge aus Cord und knielange Abendroben aus Chiffon. Ein Trend, der im Frühjahr wiederkehrt, ist die weit geschnittene Haremshose mit Bündchen an den Fesseln.

Mit süddeutschem Temperament präsentierte die Designerin Belén Recio aus Mannheim ihre Kollektion: glamourös, weiblich, gewagt. Geschnürte Korsagen zu Lederhosen, glitzernde Pailletten-Tops, viel Schwarz mit türkisfarbenen Akzenten. "Ihre Mode ist weniger hanseatisch", sagt Freddy Mouchawrab. "Belén Recio traut sich mehr. Wer diese Kleider trägt, will auffallen."

Ein Heimspiel war es für das Designduo Stefan Harm und Tobias Jopp von FKK. Im wahrsten Sinne. Bereits zu Beginn applaudierte das Publikum begeistert. Mit Zigarette und Schmetterlingsbrille schritten die Models lasziv über den Laufsteg. Der hoch taillierte Pencilskirt, die passende Musik und der Titel "Mad Woman" deuteten es an: Bei den Entwürfen ließen sich die Hamburger von der Kultserie "Mad Men" inspirieren. Durch Kopftuch, Cardigan und Kostüm perfektionierten sie den 60er-Jahre-Chic. Die FKK-Kombinationen erinnerten an den eleganten Stil einer Grace Kelly. Ihre Show war der gefeierte Abschluss des ersten Abends.

Bis Freitag sollen weitere modische Höhepunkte folgen. Und darüber hinaus. Denn Babette Peters kündigte an, dass sich die Stadt für eine jährliche Fortsetzung der Modetage einsetzt. Das Potenzial zumindest ist vorhanden.