Teherani und Partner mussten zudem Kurzarbeit anmelden. Schuld sollen Verzögerungen bei einem größeren Bauprojekt in Moskau sein.

Hamburg. Das Büro plante spektakuläre Gebäude wie das Dockland am Fischereihafen in Altona oder den Bürokomplex Berliner Bogen und ist auch auf internationalem Parkett aktiv. Doch mit einem großen Büroprojekt in Moskau hat das renommierte Hamburger Architekturbüro BRT (Bothe, Richter, Teherani) jetzt offenbar erhebliche Probleme bekommen. Einem Teil der rund 60 BRT-Mitarbeiter konnte das Gehalt nicht bezahlt werden. Zudem musste das Büro, das Stararchitekt Hadi Teherani 1991 mit zwei Kollegen gegründet hatte, im Sommer Kurzarbeit anmelden. Betroffen waren davon nach Abendblatt-Information rund ein Dutzend BRT-Angestellte. Kurzarbeit wurde demnach für etwa ein Viertel der regulären Arbeitszeit beantragt.

Büromitinhaber Kai Richter bestätigte die Probleme und die Kurzarbeit im Gespräch mit dem Abendblatt. Es seien kurzfristig Engpässe aufgetreten, sodass das "Oktober-Gehalt nur verspätet angewiesen werden konnte". Richter: "Es ist eine blöde Situation eingetreten, wir hatten sozusagen kurz Grundberührungen." Doch nun gehe es störungsfrei weiter.

Ursache für die Probleme sei ein großes Büroparkprojekt in Moskau gewesen, so Richter. Bei der Realisierung habe es Verzögerungen gegeben, die durch den Bürgermeisterwechsel in Moskau entstanden seien. Nun gehe das Vorhaben aber weiter und damit auch die Bezahlung der Architektenleistungen. In Moskau plant das Hamburger Büro mehrere größere Projekte. So auch den Setun Hill Business Park - ein Büropark mit futuristisch anmutenden Gebäuden im Westen der russischen Metropole. 725 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche - das entspricht einer Fläche von rund 70 Fußballfeldern - sollen dort entstehen. Die runden, hellen Häuser sollen komplett unterirdisch erschlossen werden. Sie liegen etwa fünf Kilometer vom Stadtzentrum entfernt in einem ehemaligen Naturschutzgebiet am Fluss Setun. Rund 570 Millionen Dollar werden laut Branchenschätzungen in den Komplex investiert. Neuer Termin für den Baubeginn ist nun der kommende Januar, mit der Baufertigstellung wird im Jahr 2015 gerechnet - doch schon jetzt bekam der Komplex mehrere Architekturpreise.

Als Bauherrin fungiert laut BRT-Internetseite die Inteko AG in Moskau. Und bei einer Beteiligung dieses Unternehmens dürfte der Bürgermeisterwechsel in Moskau zu Verzögerungen geführt haben. Die Inteko AG gehört nach Medienberichten der angeblich reichsten Frau Russlands, Jelena Baturina - der Ehefrau des früheren Moskauer Bürgermeisters Juri Luschkow. Nach Korruptionsvorwürfen und dem Verdacht, Luschkow habe seiner Frau bei Grundstücksgeschäften Vorteile verschafft, kam es Ende September zur Absetzung des 74-jährigen Luschkows nach 18 Jahren Amtszeit. Die russische "Immobilienlöwin" bestritt jedoch vehement jede Verwicklung. Die neuen Machtverhältnisse könnten sich nach Meinung von Branchenkennern ungünstig auf die Immobiliengeschäfte der Luschkow-Ehefrau auswirken, die 28 Jahre jünger ist als ihr Mann.

Dennoch ist man bei BRT in Hamburg zuversichtlich, dass das Projekt fortgeführt wird. "Wir sind wieder in sicherem Fahrwasser", so Büromitinhaber Richter. Und zumindest in Hamburg ist das Büro derzeit auch gut im Geschäft: Für einen Neubau in zentraler Lage am Dammtor-Bahnhof gewann es im Sommer den Architekturwettbewerb. Dort will Investor Dieter Becken mit der Competo Capital aus München für 50 Millionen ein Bürohaus bauen, in das ein Teil der HanseMerkur-Versicherung einziehen will. Und an der Reeperbahn war im Frühsommer Baubeginn für die Tanzenden Türme, ebenfalls ein BRT-Entwurf und ein 100-Millionen-Euro-Projekt aus Glas und Stahl. In die beiden 85 und 75 Meter hohen Türme sollen unter anderem Büros des Kölner Baukonzerns Strabag einziehen. Doch auch bei diesem Vorhaben hatte es unverhältnismäßig lange gedauert, bis endlich der Startschuss gegeben werden konnte. Gezeichnet wurden die ersten Entwürfe dafür von BRT-Architekten bereits vor rund sieben Jahren.