Die Eurokrise birgt immensen gesellschaftlichen Sprengstoff. Demonstrationen in Irland, Proteste in Griechenland, Generalstreik in Portugal - in den vor dem finanziellen Kollaps stehenden Schuldenländern gehen die Menschen auf die Straße, wehren sich gegen die Sparpolitik ihrer Regierungen. Die Wut ist verständlich. Haben doch schließlich nicht die Arbeiter, Studenten und Rentner in den betroffenen Staaten die Finanzkrise ausgelöst. Und dennoch müssen die politisch Verantwortlichen mit Blick auf die Schuldenberge reagieren und allzu großzügige Ausgaben streichen.

Auffällig ist allerdings, dass primär im Sozialbereich der Rotstift angesetzt wird - eine gefährliche Politik. Denn bei immer mehr Betroffenen von Athen über Lissabon bis Dublin verfestigt sich der Eindruck, dass sie alleine die Zeche für die Krise bezahlen müssen, während die Wirtschaft - und hier vor allem die Banken - ungeschoren davonkommen.

Die Regierungen in den einzelnen Staaten und die Verantwortlichen in Brüssel müssen die Signale, die ihnen die protestierenden Menschen senden, ernst nehmen. Noch sind es einzelne Aktionen. Doch der Nährboden für radikale, europafeindliche Parteien ist bereitet.

Die Banken, die mit ihrem Gezocke die weltweite Finanzkrise erst möglich gemacht haben, müssen endlich an den milliardenschweren Rettungsaktionen beteiligt werden. Es ist Zeit für feste Regeln, wie man künftig private Gläubiger bei Quasi-Staatspleiten zur Kasse bitten will. Da helfen die nun ins Gespräch gebrachten Lösungen "von Fall zu Fall" nicht aus. Europas Bürger warten auf ein Signal ihrer Politiker. Die Zeit drängt.