In den Städten gibt es noch viel zu tun. Aber die Hansestadt hat ehrgeizige Ziele, lobt der EU-Umwelt-Kommissar. So soll der CO2-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent sinken

Hamburg trägt im kommenden Jahr den EU-Titel "Umwelthauptstadt Europas 2011". Dies sind die fünf Gründe, warum sich die Hansestadt im Wettbewerb behaupten konnte:

Klarer Sieg nach Punkten: Hamburgs Titel "Umwelthauptstadt Europas 2011" ist das Ergebnis eines transparenten EU-Wettbewerbs. Die Teilnehmer mussten dokumentieren, dass sie hohe Umweltstandards erfüllen und sich ambitionierte Ziele stecken. Auf Basis der Bewerbungsunterlagen hat eine Jury aus unabhängigen Experten in neun Kategorien Punkte vergeben. Hamburg konnte eindrucksvoll belegen, dass es weiter als die anderen 34 Städte im Wettbewerb ist. Insgesamt hat die Hansestadt die höchste Bewertung erhalten und sich gegen Konkurrenten wie Amsterdam oder Oslo durchgesetzt. In den Kategorien Verwaltung, Klimaschutz und Abwassermanagement bekam Hamburg die meisten Punkte. Hamburg hat den Titel verdient.

Vorbild für Europa: Was den meisten Menschen zu Hamburg einfällt, ist sicher der Hafen, der drittgrößte Europas. Darüber hinaus leben hier 1,8 Millionen Menschen, die Wohnraum benötigen und sich fortbewegen müssen. Wie Hamburg seine Herausforderungen angeht, hat mich beeindruckt. Mit einem städtischen Anbieter für Ökostrom zum Beispiel. Mit einem vorbildlichen öffentlichen Nahverkehr, der auf Nachhaltigkeit setzt. Mit einer früheren Mülldeponie, aus der ein "Energieberg" wurde.

Mit kreativen Ideen wie diesen hat Hamburg wichtige Schritte unternommen und gezeigt, dass Ökologie und Ökonomie miteinander funktionieren können. Und dass Probleme, wie sie eine Vielzahl europäischer Städte haben, lösbar sind. Das macht Hoffnung.

Verbindliche Ziele: Wir brauchen uns nichts vorzumachen: Der städtische Umweltschutz steht noch am Anfang. Deshalb hat es die EU zur Bedingung für den Titel gemacht, dass sich die Städte Ziele stecken. Hamburg zeigt seine Ambitionen, insbesondere mit seinen Klimazielen. 40 Prozent weniger CO2-Ausstoß bis 2020, ausgehend von 1990. 80 Prozent weniger bis 2050. Das ist ambitioniert für eine Millionenstadt wie Hamburg, aber machbar.

Der Hamburger Senat hat dazu eine Strategie verabschiedet, die vielfältige Maßnahmen vorsieht. Dazu gehören zum Beispiel Förderprogramme für die energieeffiziente Gebäudesanierung, ebenso wie freiwillige Einsparungen der Industrie. Aber auch die Bereitschaft, Versäumtes nachzuholen: Die Radwege sollen ausgebaut werden, und 2011 wird Mülltrennung zur Pflichtaufgabe. Ein gutes Signal ist zudem, dass die Stadt im kommenden Jahr gemeinsam mit Vertretern verschiedener Disziplinen weitere Vorhaben entwickeln will. So kann der Titel für Hamburg zu einem Sprungbrett in die Zukunft werden.

Botschafter des städtischen Umweltschutzes: Ziel des Wettbewerbs ist es, die Umweltbelastung in Städten zu senken und die Lebensqualität zu verbessern. Dabei sind alle gefragt: Vier von fünf Europäern leben in Städten. Dort entstehen 80 Prozent der CO2-Emissionen. Daher tragen urbane Zentren besondere Verantwortung. Um dieser gerecht zu werden, ist es notwendig, dass die Städte voneinander lernen. Die Preisträger müssen diesen Austausch fördern, das erwartet die EU. Hamburg hat uns mit dem "Zug der Ideen" überzeugt, eine interaktive Ausstellung, die die Umwelthauptstadt nach Europa bringt. Sie stellt Hamburgs Umweltprojekte vor, dazu Beispiele aus anderen Städten. Eine spannende Idee, die Spaß macht, die Menschen informiert und beteiligt. Darin liegt eine große Chance.

Die ganze Stadt macht mit: Der Mensch ist Verursacher des Klimawandels: Wir verbrauchen Strom. Wir fahren Auto. Und wir konsumieren Lebensmittel, die lange Transportwege haben. Das alles produziert Treibhausgase, die den Klimawandel beschleunigen. Im Umkehrschluss bedeutet das: Jeder muss einen Beitrag leisten.

Hamburg hat dazu das Ziel formuliert, alle Hamburger zum Mitmachen zu bewegen. Mit einem vielfältigen Programm will die Stadt 2011 über den Umweltschutz informieren. Vor allem sollen Handlungsalternativen aufgezeigt werden. Etwa durch interaktive Ausstellungen und Rundgänge, die erklären, wie sich Energie sparen lässt. Oder durch eine Messe zu nachhaltigem Konsum.

Es werden aber auch Projekte verwirklicht, die den Umweltschutz im Alltag erleichtern: Die Erweiterung des Stadtrad-Konzepts oder die Umwelttaxis bieten neben dem öffentlichen Nahverkehr eine tolle Alternative zum Privatauto.

Der Slowene Janez Potocnik, 52, Wirtschaftswissenschaftler mit Doktortitel, ist EU-Kommissar für Umweltpolitik.