16.000 Erstsemester-Studenten dürfen von Oktober bis Dezember kostenlos in Theater und Museen. Das Projekt soll fortgesetzt werden.

Hamburg. Hamlet statt Harry Potter? Die meisten jungen Leute würden wohl Rowlings Kassenschlager dem Shakespeare-Klassiker vorziehen. Doch für Meltem Katirici, 18, und Torben Furkert, 20, gilt das nicht - zumindest im Moment. Denn die beiden Politikstudenten sind zwei von rund 16.000 Hamburger Erstsemestern aller Hochschulen, die erstmals in einen ganz besonderen Kulturgenuss kommen: Von Oktober bis Dezember erhalten sie kostenlosen Zutritt in 17 Hamburger Museen und Theatern.

Möglich macht das die "Freikarte", die alle Studienanfänger mit ihren Unterlagen zugeschickt bekommen haben. Es ist eine Idee von fünf Hamburger Masterstudenten der Hochschule für Musik und Theater, die junge Menschen dazu bewegen soll, die vielfältige Hamburger Kulturlandschaft zu erkunden und die Vorurteile - von verstaubt bist uncool - abzuschütteln. "Eine tolle und einmalige Möglichkeit, noch mehr intellektuelle Seiten von Hamburg zu erleben", freut sich Torben, der sich bereits "Von Mäusen und Menschen" im Schauspielhaus angesehen hat.

Das Kultur-Leckerli kommt an: Mehr als 2000-mal wurde die Freikarte allein in den ersten sechs Wochen in vier der großen beteiligten Kultureinrichtungen - Schauspielhaus, Thalia-Theater, Deichtorhallen und Bucerius-Kunst-Forum - genutzt. Im Theater bekommen die Studenten die verfügbaren Karten an der Abendkasse. "Damit sind unsere Erwartungen übertroffen", resümiert Daniel Opper, der mit seinen Kommilitonen Carolin Oetzel, Taylan Günes, Janosch Pomerenke und Moritz Scherberich in einem Seminar die Idee entwickelt und ins Leben gerufen hat.

"Besonders interessant zu beobachten ist, dass dieses Projekt eine viel jüngere Zielgruppe in unser Haus zieht als sonst", freut sich Andreas Hoffmann, Geschäftsführer des Bucerius-Kunst-Forums. Gerade für Neu-Hamburger sei es das ideale Instrument, um auf das kulturelle Angebot dieser Stadt aufmerksam zu machen.

Ähnlich sieht das auch Julia Grosser vom Völkerkundemuseum: "Museen müssen um junges Publikum kämpfen, denn die meisten Besucher kommen im Kindesalter zu uns und dann erst wieder, wenn sie selber Kinder haben. Dazwischen klafft eine Lücke, die wir schließen wollen."

Wie nachhaltig das Schnupperangebot junge Studenten tatsächlich für die Kultur begeistert, wird sich erst im neuen Jahr zeigen, wenn auch alle Erstsemester wieder den regulären Studentenpreis zahlen müssen. Dann soll eine Evaluation, die in der zweiten Hälfte der Testphase startet, bei der Auswertung des Pilotprojekts helfen. Die Zeichen für eine Fortsetzung stehen allerdings schon jetzt gut: "Wir sind uns sicher, dass wir die Aktion auch wieder für die nächsten Studentenneulinge anbieten können, denn die Kultureinrichtungen haben uns schon signalisiert, dass sie das Projekt auch zukünftig unterstützen wollen", sagt Daniel Opper.

Meltem und Torben jedenfalls sind sich sicher, dass sie auch im neuen Jahr regelmäßig ins Theater oder Museum gehen wollen.

Die Unterstützung für das Projekt bringt Seminarleiter Prof. Michael Göring, der das Projekt als betreuender Dozent seit der ersten Stunde begleitet, auf Ideen: "Wir können uns gut vorstellen, die Freikarte für alle Jugendlichen mit Erreichen des 17. Lebensjahres als Geburtstagsgeschenk zu verschicken und auch generell für alle Neu-Hamburger zugänglich zu machen." Dafür bekomme er von der Kultur breite Unterstützung und auch die Stadt habe ernsthaftes Interesse gezeigt.

Bis es dazu kommt, müssen jedoch noch Sponsoren gefunden werden. Bisher haben die "Zeit"- und die Hermann-Rauhe-Stiftung das Projekt mit zusammen mehr als 11.000 Euro unterstützt.