Ein Kommentar von Joachim Mischke.

Mit Bühnenchefs in Schleswig, Lübeck oder Kiel über die Finanzprobleme der Hamburger Staatstheater und die generelle Situation der Kultur in dieser Stadt zu reden, ist so, als würde man über ein Paralleluniversum diskutieren, in dem scheinbar ganz andere Gesetze gelten. Man entdeckt Orte in unmittelbarer Nachbarschaft, in denen sich vieles ähnelt, aber alles jeweils völlig eigen ist.

Dort wie hier, in einer der reichsten Städte der Republik, beuten sich Künstler bei jeder Vorstellung aus, weil sie nicht anders können, bis wirklich nichts mehr geht. Weil sie das Leben ihres Publikums bereichern wollen, auch wenn sie selbst dabei alles andere als reich werden.

Die Sparzwänge, die hier wie dort durch schlimmstenfalls desinteressierte, ahnungslose Politiker verordnet werden, sind Einschläge, die den Prestige-Adressen der Noch-Kulturmetropolen immer näher kommen. Und überall protestieren Bürger, die "ihre" Kultur schützen wollen.

Kann das große, auf sich selbst so stolze Hamburg beim Blick in die Region etwas lernen? Nicht direkt, dafür ist jede Adresse zu speziell. Kiel hat praktisch nichts zu bieten außer Kultur. Und investiert deswegen. Lübeck ist stolz auf seine kulturelle Tradition. Und investiert deswegen.

Die Einschnitte drum herum sind dennoch tief und schmerzhaft, weil weder Land noch Kommunen jetzt daran denken mögen, was morgen auf sie zukommt: Tariferhöhungen. Was alle Betroffenen eint, ist die bitterste Ironie dieser Erfolgsgeschichte. Theaterbühnen sind teuer, weil dort Menschen arbeiten, die angemessene Bezahlung verdienen. Theater sollten uns allen teuer sein, weil sie Kultur erhalten, vermitteln und zukunftstauglich machen. Wie teuer, ist zunächst eine Frage der Prioritäten, und erst danach eine des Gelds.