Ein Kommentar von Axel Tiedemann

Der jetzt prämierte Entwurf des Hamburger Architekten André Potiers für einen komplett neuen Stadtteil im Herzens Altonas hat gleich in zweifacher Weise viel Charme: Mit der starken Anlehnung der geplanten Baustruktur an das beliebte Altbauviertel im benachbarten Ottensen kann es hier gelingen, dass nach menschlichen Maßstäben gebaut wird.

Mehr Seele als Siedlung eben - auch wenn dort auf einen Schlag sehr viele Wohnungen entstehen sollen. Die zweite große Chance besteht darin, dass es in der mit 25 Mitgliedern ungewöhnlich stark besetzten Wettbewerbsjury eine sehr einhellige Zustimmung zu diesem Entwurf gibt. Fachplaner, Grundeigentümer, Politiker und auch Bürger fanden die Ideen dieses Plans offenbar gleich gut - was bei der Planung von Hamburger Großprojekten nicht unbedingt selbstverständlich ist.

Doch mit dem Siegerentwurf dürfte das größte Problem dieses neuen Stadtteils noch nicht gelöst sein: Der Widerspruch nämlich, dort im großen Stil den in Hamburg dringend benötigten günstigen Wohnraum zu schaffen und auf der anderen Seite eine Art Öko-Stadtteil zu bauen, in dem höchste und damit teure Ansprüche an Wärmedämmung und Haustechnik gelegt werden. Wie das gehen soll - darauf ist die schwarz-grüne Landesregierung noch eine Antwort schuldig. Alles, was dazu bisher gesagt wird, ist eher schwurbelig und wenig konkret.

Ein guter Kompromiss böte aber eine dritte Chance: Dann könnten dort in beliebter Innenstadtlage relativ günstige Wohnungen mit relativ gutem Öko-Standard gebaut werden. Und damit wäre viel gewonnen.