Ein Kommentar von Alexander Laux

Kein Mut, kein Selbstvertrauen auf der Suche nach einer Stammformation und einem funktionierendem Offensivspiel: Nach dem ernüchternden 0:1 der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Argentinien im März in München wuchs die nationale Angst, ob es Joachim Löw gelingen würde, ein konkurrenzfähiges Team für die WM zusammenzustellen. Als sich dann noch kurz vor dem Turnierbeginn Kapitän Michael Ballack schwer verletzte, ging ein kollektiver Aufschrei durch das Land.

16 Länderspiele später kann der Deutsche Fußball-Bund auf eines der erfolgreichsten Jahre in der Verbandsgeschichte zurückblicken, womit nicht nur WM-Bronze in Südafrika und die dominant bestrittene EM-Qualifikationsrunde gemeint sind. So schnell wie der Bundestrainer den Umbruch vollzogen und Talente wie Sami Khedira, Thomas Müller und vor allem Mesut Özil zu Leistungsträgern der Nationalelf erzogen hat, spielt die DFB-Auswahl inzwischen auch. Mit seinem technisch-taktisch anspruchsvollen Kombinationsspiel hat sich Löws Multikulti-Team zu einem deutschen Image- und Sympathieträger entwickelt. Selten war die Identifikation mit dieser Mannschaft so groß wie derzeit.

Zu verdanken ist das einerseits dem DFB, der nach der EM 2000 endlich ein Nachwuchskonzept einleitete, und andererseits den Bundesligaklubs, die jene heranwachsenden Talente förderten. Der große Gewinner 2010 aber heißt Löw. Ohne sein detailverliebtes Konzept, seinen Mut zum rasanten Neuaufbau, ohne die hingebungsvolle Arbeit seines ganzen Teams wäre aus der Ernüchterung vom März ganz sicher tiefer Frust entwachsen.