Nach 28 Jahren als Firmenchef will Dieter Schnabel Ende 2011 bei der Hamburger Helm AG in den Aufsichtsrat wechseln.

Hamburg. Es ging ein Raunen durch den großen Saal im CCH. Und dann wurde es still. Mehr als 1200 Gäste waren zur Jubiläumsgala zum 110. Geburtstag der Hamburger Helm AG gekommen - Mitarbeiter, Geschäftskunden, Freunde. Dieter Schnabel, Chef und Eigentümer des größten konzernunabhängigen Chemikalienhändlers Europas (4,9 Milliarden Euro Umsatz, 1300 Mitarbeiter), hatte geladen. Und er selbst war es denn auch, der für die Überraschung des Abends sorgte. "Ende 2011 werde ich den Vorstandsvorsitz abgeben und in den Aufsichtsrat wechseln", verkündete Schnabel am Schluss einer zuvor launigen Rede, in der er die Erfolge und Strategie seines Unternehmens dargestellt hatte.

Im kommenden Jahr wird Schnabel 65 Jahre alt. Viele seiner Weggefährten hatten damit gerechnet, dass er über dieses Renteneintrittsalter hinaus im Chefsessel bleiben wird. Denn sie können sich eine Helm AG ohne den charismatischen Unternehmer an der Spitze kaum vorstellen. Im Dezember 1983 hatte Dieter Schnabel seinen Vater Hermann auf dem Posten des Vorstandsvorsitzenden abgelöst, seit mehr als einem Vierteljahrhundert prägt er somit dieses Traditionsunternehmen mit Hauptsitz in der City Süd.

Bereits im vergangenen Jahr habe er seinen Wechsel in den Aufsichtsrat beschlossen, sagte Schnabel vor den Gästen. Nur die Familie und seine engsten Vertrauten bei Helm wussten Bescheid. "Ich freue mich, dass über den schon länger geplanten Wechsel nichts nach draußen gedrungen ist." Zu seinem Nachfolger auf dem Posten des Vorstandschefs hat die Familie den langjährigen Vorstand Hans-Christian Sievers, 47, ausgewählt. Einvernehmlich. Auch sein Vater habe dieser Lösung noch zugestimmt, sagte Dieter Schnabel am Sonnabend im CCH sichtlich bewegt. Hermann Schnabel ist erst vor wenigen Monaten im Alter von 89 Jahren gestorben.

Fest steht: Die Helm AG wird ein Familienunternehmen bleiben. Nicht nur, dass die Schnabels weiter die Anteile zu 100 Prozent halten werden. Dieter Schnabels Sohn, Stephan, rückt zudem Anfang des kommenden Jahres in den Vorstand auf, wird dort Hartmut Glaser ersetzen, der den Bereich Industriechemikalien und Pflanzenschutzmittel verantwortet. Die Position des Vorstandschefs kommt für Stephan aber wohl noch zu früh. Es sei eine "nicht einfache Entscheidung" zwischen Herz und Verstand gewesen, ab 2012 einem familienfremden Manager die Chefposition anzuvertrauen. Doch so habe Stephan noch Zeit, in einem immer härter werdenden Geschäft Erfahrungen zu sammeln, begründete Dieter Schnabel diesen Weg.

Die Helm AG hat sich in den vergangenen Jahren nicht nur zu einem hochprofitablen Handelshaus entwickelt. Das Unternehmen ist darüber hinaus - trotz der internationalen Ausrichtung - für seine Verbundenheit zum Hauptsitz Hamburg und zu den eigenen Mitarbeitern bekannt. So leistet sich die Helm AG unter anderem einen Kindergarten und Ferienwohnungen, welche die Beschäftigten nutzen können. Auch betriebsbedingte Kündigungen sind in der City Süd ein Fremdwort. Allein in Hamburg wuchs die Zahl der Stellen in den vergangenen zehn Jahren um ein Drittel auf rund 600.