Es sind sich wohl nicht viele Hamburger bewusst, dass in der Hansestadt immer noch knapp 1000 landwirtschaftliche Betriebe Blumen ziehen, Obst anbauen, Getreide ernten oder Kühe melken. Wer aber einmal einem Schulkind zugehört hat, das keine Möhren kennt und lila Kühe für natürlich hält, der lernt das Anschauungsmaterial vor der Haustür durchaus zu schätzen.

Umgekehrt können auch die Hamburger Landwirte aus ihrer Nähe zu den Städtern Kapital schlagen. Das gilt nicht nur für den Verkauf von Äpfeln in Hofläden und auf Wochenmärkten, sondern auch für Geschäftsideen jenseits der direkten landwirtschaftlichen Produktion. Gegen diese Einsicht mag sich so mancher Landwirt noch sträuben, sie gewinnt aber angesichts schwankender Erzeugerpreise und der Debatte um Agrarförderungen an Bedeutung. Positive Beispiele sind in Hamburg bereits zu besichtigen: Golfplätze, Backtage und Biocafés in ländlichen Ecken zeigen, dass sich Bauern zunehmend als findige Unternehmer begreifen. Das müssen sie auch, denn nur wer Ideen entwickelt und in diese investiert, wird zahlungskräftige Besucher anlocken.

Zwar kassieren die Landwirte auch dafür wieder öffentliche Subventionen. Wenn das Geld als Anschubfinanzierung aber dazu führt, dass die ländlichen Strukturen Hamburgs erhalten bleiben, dann lohnen sich die Ausgaben. Für die Landwirte, die mit einem stabilen Nebenverdienst rechnen können. Und für die Stadtbewohner, die sich auch künftig ein Bild von echten Möhren und Kühen vor ihrer Haustür machen können.