Ein Plädoyer von Birgit Reuther

"Too Old To Die Young", prangte auf T-Shirts beim diesjährigen zweiten Rolling Stone Weekender, einem überdachten Rockfestival in einer Ferienanlage an der Ostsee. Zu alt, um jung zu sterben. Warum auch nicht?

Es spricht wahrlich nichts dagegen, die Jugend wahlweise auszudehnen oder neu heraufzubeschwören. Und die Liebe zur Musik, sie muss ja nicht zwingend ungesund sein. Oder ist etwa nur ein halber Rock 'n' Roller, wer im weichen Bett statt in einer Bierlache aufwacht? Wer neun Stunden statt gar nicht geschlafen hat? Wer mit Platzdeckchen statt im Platzregen frühstückt?

Die "Inhalation" jedenfalls, die in dem überdachten "Badeparadies" angeboten wurde, hat gewiss nichts mit dem Einatmen illegaler Substanzen zu tun. Und auch die Packungen, die da verabreicht wurden, waren garantiert prügelfrei. Es galt also: Lymphdrainage statt Leberzirrhose. Der kluge Rocker, er will alt werden. Denn schließlich gibt es, wie an diesem Wochenende, immer wieder neue spannende Bands zu entdecken. Ein Wissen, das von Generation zu Generation weitergereicht wird.

Beim Weekender hüpfte ein Mädchen auf den Schultern seiner Mutter. Musikalische Früherziehung. Aber hoffentlich schicken ihre Eltern sie später auf ein richtiges Open-Air-Festival. Schließlich muss den Schlamm erst kennenlernen, wer ein echter Wellness-Rocker werden will.