Der Währungsfonds sollte zur Weltwirtschaftsregierung werden.

Wer vom G20-Gipfel in Südkorea nichts erwartet hatte, durfte sich bestätigt fühlen. Es war wie fast immer, wenn die wichtigsten Staats- und Regierungschefs aus der ganzen Welt zusammenkommen und das richtige Krisenrezept versuchen zu formulieren. Hände schütteln, diplomatisches Geplänkel und Vereinbarungen ohne Substanz. Das deprimierende Ergebnis von Seoul: Wachsweiche Absichtserklärungen zu brennenden Handelsfragen und ein zahnloses Kompromisspapier namens Basel III, über welches die Banker als Adressaten nur müde schmunzeln dürften. Wenigstens reden sie noch miteinander - so könnte das Fazit des G20-Gipfels lauten. Aber ob das reicht, um die ökonomischen Probleme zu lösen, von denen der Wohlstand weltweit abhängt?

Bereits im Vorfeld der großen Finanzkrise hatten die Politiker nicht auf die Ökonomen gehört, die vor einem globalen Crash warnten. Vor allem die Amerikaner zeigten sich beratungsresistent, warfen Unsummen von Kapital auf die Märkte, um die Konjunktur anzukurbeln. Getreu dem Motto: Nach uns die Sintflut. Und unter dieser leidet die Welt noch heute. Doch die USA begehen wieder den gleichen Fehler. Erneut öffnet die US-Notenbank die Geldschleusen, weil die eigene marode Volkswirtschaft nicht anspringen will. Statt endlich die strukturellen Probleme eines Landes anzupacken, das auf dem Weg in die industrielle Bedeutungslosigkeit ist, setzt Washington auf ökonomische Strohfeuer und sorgt damit für gefährliche weltwirtschaftliche Spannungen. Denn die Politik des billigen Geldes hat eben nicht nur Auswirkungen von San Francisco bis New York. Chinesen und Europäer sind zu Recht in Sorge vor einem schwachen Dollar, würde er ihre Exportchancen doch deutlich schmälern.

Statt verbindliche Regeln für die gemeinsame Wirtschafts- und Währungspolitik zu formulieren, schreibt jedes Land sein eigenes, auf die nationalen Interessen fokussiertes Rezept. Dabei gibt es mit dem Internationalen Währungsfonds (IFW) eine Organisation, die als eine Art Weltwirtschaftsregierung agieren könnte, würden die G20-Staaten dies endlich zulassen. Die Vereinbarungen von Seoul reichen dafür nicht aus, sind nur Kosmetik. Schon heute arbeitet der IWF als Krisen-Feuerwehr. Aber Brände zu verhindern wäre sinnvoller und billiger, als Brände zu löschen.