Eine Glosse von Axel Tiedemann

"Unplattbar" seien die neuen Reifen, versprach der Fahrradhändler des Vertrauens. Keramikfasern und "Double Defence"-Technologie sollen sie unverwundbar machen wie einst Siegfried. Unplattbar eben. Das klang verheißungsvoll wie unkrankbar, unpleitebar oder unchefnervbar. Dazu der Name: "Dureme". Das sind nicht mehr nur Fahrradreifen, das ist ein Gourmet-Menü für die Straße. Vom Klang her. Und vom Preis sowieso.

Und dann das. Gestern früh im Obstplantagen-Nirwana des Alten Landes auf dem Weg zur Arbeit: Pffffffffffffiiiift!!!

Die Luft ist raus, der unplattbare Reifen ist platt und ich bin es auch.

Wieso ist das Ding platt? Das darf doch gar nicht sein! Gibt es keinen Respekt mehr vor Double Defence? Und wenn schon ein solcher Reifen schlappmacht, was ist mit anderen Verheißungen neuer Technik? Karbon im Flugzeugflügel, Laser am Auge, Espresso im Filtertütchen?

Stumm und über die Technik-Welt verzweifelnd schiebe ich das Rad. Bis zur Drogerie Quast im schönen Neuenfelde. Nein, eine Fahrradwerkstatt gebe es hier nicht, sagt der freundliche Drogist. Aber Flickzeug, und hinten im Schuppen Werkzeug.

Also wie früher den Schlauch raus, in den Eimer mit Wasser, nach Luftblasen gucken, Flicken drauf, Schlauch nicht wieder reinkriegen, Reifenmantel in die Felge würgen, Finger klemmen. Und endlich klappt es doch. Die Luft bleibt sogar drin. Welch Erfolgserlebnis, so völlig ohne Double Defence! Ich bin einfach platt ...