Ein Kommentar von Björn Jensen

Am 20. November rückt in Dresden ein Boxer ins Rampenlicht, der beispielhaft für das steht, was die professionellen Faustkämpfer hierzulande mittelfristig erwartet. Robert Stieglitz ist WBO-Weltmeister im Supermittelgewicht, bislang stand er als Mitglied des SES-Stalls aus Magdeburg in der dritten Reihe hinter den Platzhirschen Sauerland und Universum. Doch nun hat Sat.1 den freien Platz hinter Zugpferd Felix Sturm mit Stieglitz besetzt, weil er zwei unschlagbare Argumente in sich vereint. Er kämpft für vergleichsweise kleines Geld - rund ein Zehntel von Sturms Börse -, bietet dafür jedoch Action bis zum letzten Schweißtropfen.

Stieglitz ist deshalb das Modell, an dem sich auch die Athleten aus dem Hamburger Universum-Stall messen lassen müssen. Dieser hatte Ende Juli seinen TV-Vertrag mit dem ZDF verloren und ist auf der Suche nach Ersatz noch immer nicht fündig geworden. Am 19. November kämpfen Exweltmeister wie Ruslan Chagaev deshalb im Hamburger Trainingsgym für Kleingeld, der Kampfabend wird im Spartensender Sport1 und bei bild.de übertragen. Die Konsequenz des jährlichen Fehlbetrags von 20 Millionen Euro ist also: volles Risiko bei weniger Einkommen. Diejenigen Sportler, die noch Titel haben, werden diese verstärkt im Ausland verteidigen müssen. Die, die nach oben wollen, müssen in jedem Kampf ans Limit gehen.

Vorbei sind die Zeiten, in denen Universum seine Sportler behutsam aufbauen und großzügig entlohnen konnte. Dauerhaft wird ein kluger Kaufmann wie Universum-Chef Klaus-Peter Kohl ein Verlustgeschäft nicht akzeptieren. Nur mit dauerhafter und trotzdem günstiger Qualität ist ein neuer TV-Partner zu gewinnen. Diesen Kampf müssen die Boxer annehmen, wenn sie überleben wollen.