Ein Kommentar von Lutz Wöckener

Sonntag und Montag ist Wahltag beim FC St. Pauli. Binnen 31 Stunden wird im CCH über nicht weniger als die Zukunft des Klubs entschieden. Sowohl Aufsichtsräte als auch Präsidiale buhlen um die Legitimation der Mitglieder. Eine Entscheidung aber ist schon gefallen, ehe die Stimmzettel verteilt werden. 13 Männer werben um einen Platz im siebenköpfigen Kontrollgremium, das den St. Paulianern ein fünfköpfiges, männliches Präsidium zur Abstimmung vorgeschlagen hat. Hinzu kommt die Lichtgestalt Corny Littmann, die eifrig ihre nicht satzungskonforme Ehrenpräsidentschaft anstrebt. 19 Männer stehen für zwölf oder 13 Posten bereit. St. Paulis Zukunft wird einzig und allein von Kerlen bestimmt. Herrschaftszeiten!

Keine Frau hat sich aufgedrängt, keine Frau hat sich beworben. Weder für ein Amt im Präsidium noch als pflichtbewusste Kontrolleurin. Weshalb eigentlich nicht? Beim FC St. Pauli ist der Anteil weiblicher Besucher so hoch wie in keinem anderen Bundesligastadion. Gleichberechtigung spielte am Millerntor bereits eine Rolle, als anderswo noch über die Sinnhaftigkeit von Frauen in Fanblöcken diskutiert wurde.

Oder schrecken kompetente Kandidaten wie die Vizepräsidenten Jens Duve und Tjark Woydt die Frauenwelt ab? Nur Mut, möchte man den Damen zurufen. Bringt euch ein! Mehr Frauen auf St. Pauli! Eine unsägliche Quotenregelung, wie sie vor zehn Tagen die CSU auf ihrem Parteitag beschlossen hat, sollte dafür nicht nötig sein.