Ein Kommentar von Björn Jensen

Seit Felix Magath Schalke in den Tabellenkeller der Fußball-Bundesliga geführt hat, werden sportliche Alleinherrscher in Profiklubs kritisch beäugt. Bei den Hamburg Freezers aus der Deutschen Eishockey-Liga verfügt Stéphane Richer als Trainer und Sportdirektor in Personalunion über eine ähnliche Machtfülle wie Magath. Das auf 19 Positionen umgebaute Team konnte er im Sommer im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten in Eigenregie zusammenstellen. Weil der Erfolg bislang nicht an der Tabelle abzulesen ist, steht Richer bei Teilen der Fans auf der Abschussliste.

Dennoch ist es richtig, dass Geschäftsführer Michael Pfad an seinem sportlichen Leiter nicht nur festhält, sondern ihn demonstrativ auch in seiner Doppelfunktion stärkt. Richer ist ein Trainer mit Weitblick und einem Gespür für den Nachwuchs, der als Sportdirektor ein Konzept für die Zukunft der Freezers im Kopf hat und dieses akribisch verfolgt. Was ihm zu Saisonbeginn alle zubilligten, sollte auch nach 18 Spielen noch gelten: Ein Neuaufbau dieser Kategorie, zu dem die Freezers nach dem Absturz der Vorsaison gezwungen waren, braucht Zeit, auch wenn das zu Recht ungeduldige Umfeld diese kaum gewährt.

Natürlich sind Spiele wie das 1:5 am Sonntag in Düsseldorf bitter, weil sie an vergangen geglaubte Zeiten erinnern. In puncto Einsatzwillen und Konzept ist indes eine Weiterentwicklung zu sehen. Dass diese in Siege und Erfolge münden muss, ist klar, das wissen auch Richer und Pfad. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass das System Magath Erfolge produziert hat. Deshalb verdienen die Freezers Geduld - mindestens bis zum Saisonende.