Moderne Flugzeugtriebwerke sind Hightech-Objekte, deren Komplexität und Leistung für Laien nur schwer vorstellbar ist: Jedes der vier Aggregate, die an einem Airbus A380 hängen, besteht aus 20 000 Bestandteilen und ist etwa 32 000 PS stark, im Inneren herrschen Temperaturen von mehr als 2000 Grad Celsius.

Zudem sind solche Triebwerke inzwischen extrem zuverlässig - normalerweise. Ein Fehler, wie er sich nach dem Start des Qantas-A380 in Singapur in der vergangenen Woche ereignete, hat daher in der Öffentlichkeit wie in der Fachwelt gleichermaßen für Aufsehen gesorgt. Vor allem aber bringt er den britischen Hersteller Rolls-Royce in Erklärungsnot.

Denn wenn nun die Rede davon ist, man habe zuvor Öllecks an den Motoren entdeckt, erinnert das an einen wenige Monate zurückliegenden Vorfall, der allerdings keine Schlagzeilen machte: Bei einem Bodentest versagte ein Rolls-Royce-Triebwerk, das für den neuen Boeing 787 "Dreamliner" bestimmt war - nach einem Problem mit der Ölversorgung wurden ebenfalls Teile mit großer Wucht aus dem Triebwerk herausgeschleudert.

Zwar beteuert Rolls-Royce nun, es gebe keinen Zusammenhang zwischen den Vorkommnissen. Klar ist aber: Nur mit einer offenen Kommunikationspolitik kann das britische Traditionsunternehmen noch vermeiden, dass der Ruf dauerhafte Kratzer bekommt. Mit jedem Versuch, eventuelle Konstruktionsmängel im Stillen nachzubessern, würde das Unternehmen seinen bisher tadellosen Ruf riskieren - ganz abgesehen davon, dass die Öffentlichkeit ein berechtigtes Interesse daran hat, zu wissen, wie sicher diese Triebwerke tatsächlich sind.