Manfred Braasch, 46, ist BUND-Landesgeschäftsführer.

Hamburger Abendblatt:

1. Hamburg ist Schlusslicht beim Mülltrennen, jetzt sollen die Bürger dazu verpflichtet werden. Warum steht Hamburg so schlecht da?

Manfred Braasch:

Hamburg hat die Rote Laterne aus unterschiedlichen Gründen. Entscheidend sind sicher die Vorbehalte vieler Wohnungsgesellschaften und Baugenossenschaften, die ihren Mietern die Mülltrennung nicht zutrauen und ein Chaos fürchten, wenn noch mehr Tonnen aufgestellt werden. Diese Argumentation ist aber kaum belastbar, und es gibt mittlerweile auch positive Beispiele in Hamburg.

2. Ist es denn sinnvoll, dass jeder Haushalt seinen Müll trennt?

Eindeutig ja. Der Müll von heute wird zum Rohstoff von morgen, da sind sich die meisten Experten einig. Es wird auch wirtschaftlich immer interessanter, die einzelnen Komponenten aus dem Müll zu trennen und wertvolle Rohstoffe wieder in die Verwertung zu geben. Dies schont die Umwelt und wirkt sich auch positiv auf die Abfallgebühren aus. Die Hamburger Stadtreinigung betont immer wieder, dass sie viele Angebote zur Mülltrennung vorhält. Nehmen wir sie beim Wort.

3. Derzeit gibt es ganze Straßenzüge, in denen es nicht einmal eine Hausmülltonne gibt, sondern nur Müllsäcke. Wie sollen diese Haushalte die Trennung handhaben?

Hier handelt es sich um etwa 10 000 Hamburger Haushalte - bei über 870 000, die eine solche Tonne haben. Aber wo vorrangig aus Platzgründen keine Hausmülltonne stehen kann, wird es auch keine Wertstofftonnen geben. Die einzige Lösung sind hier die Sammel-Container, wie wir sie für Glas und Papier kennen, die dann in der Nähe auf öffentlichem Grund stehen.

4. Für Mehrpersonenhaushalte lohnen sich die vielen Tonnen, aber soll bei Singles der Biomüll nur alle vier Wochen abgeholt werden?

Die meisten Singles wohnen in Mehrgeschossobjekten. Daher sollte es kein Problem sein, die hoffentlich an die Bewohneranzahl angepasste Biotonne vollzubekommen.

5. Wer garantiert, dass nicht alles in der Müllverbrennung landet?

Die Politik muss aufpassen, dass nicht weitere Überkapazitäten bei den Müllverbrennungsanlagen gerade in Hamburg aufgebaut werden. Aber die gute Nachricht ist auch: die Wiederverwertung des Mülls wird lukrativer - und niemand baut eine Getrenntsammlung auf, um danach alles wieder zusammen in die Verbrennung zu schmeißen.