Eine Glosse von Hans Wacker

Wenn es ans Eingemachte geht, ist eigentlich nichts Gutes zu erwarten. Das Ersparte, womöglich das vom Munde, muss angeknabbert werden, weil es kein Auskommen mit dem Einkommen gibt, wenn aus der Ernte das ungeliebte Fräulein des Landvolks wird - eine Miss-Ernte. Feld-Herren, und nicht nur die bauernschlauen unter den Agrarökonomen, wissen ein Erntedanklied davon zu singen.

Diesmal fiel die Ausbeute besonders winzig aus, womit wir bei Hamburgs Winzerkönig wären, dem Bürgerschaftspräsidenten und gelernten Gottesmann Lutz Mohaupt. Er hatte bei der alljährlichen Lese auf dem Stintfang, dem einzigen Weinberg der Hansestadt hoch über den St. Pauli-Landungsbrücken, feststellen müssen, dass Trauben nicht nur hoch hängen, sondern auch einfach weg sein können. Dreiste Diebe hatten mindestens 50 Kilo der edlen Frucht entwendet. Reben bringen Segen. Jetzt machen die vor Freude und lauter Weinseligkeit bestimmt ein Fass auf.

Der Theologe in Lutz Mohaupt mag an biblische Gleichnisse, vielleicht sogar an das von den Arbeitern im Weinberg, gedacht haben, als er mit Milde den kläglichen Rest der Weintrauben an "Herz As" verschenkte, eine Einrichtung, die Menschen hilft. Für einen Wein "Stintfang Cuvée" hätte die Menge nicht mehr gereicht.

Im "Herz As" machte der Küchenchef nicht etwa eine saure Miene, sondern tatkräftig die Früchtchen ein. Die Marmelade heißt nun klangvoll "Herz-As-Stintfang-Gelee". 14 Gläser zu je 100 Gramm sind herausgekommen. Sie sollen in der Adventszeit verkauft oder versteigert werden. Da geht man doch gern ans Eingemachte.