Der Hamburger Nivea-Hersteller plant mit neuen Produkten Wachstum in Europa. Beiersdorf-Chef Thomas B. Quaas im Abendblatt-Interview.

Hamburg. Der erfolgsverwöhnte Nivea-Hersteller Beiersdorf hat in den ersten neun Monaten 2010 zwar mehr umgesetzt und verdient, kommt aber in Europa nur schleppend voran. Wachstum gab es dagegen vor allem in Amerika und Asien. Beiersdorf-Chef Thomas-B. Quaas spricht über die Gründe und die Strategie für die Zukunft.

Hamburger Abendblatt: Herr Quaas, Beiersdorf hinkt seinen großen Konkurrenten hinterher. Wie und wann werden Sie wieder den Anschluss finden?

Thomas-B. Quaas: Diese Feststellung stimmt nicht. Wir haben Jahre eines schwunghaften Wachstums hinter uns. Dann kam 2009 die weltweite Wirtschaftskrise. Wir haben aus dieser Krise unsere Lehren gezogen. 2010 ist nun das Jahr, in dem wir unsere ganzen Erfahrungen aus 2009 in die nächste Stufe unserer Unternehmensentwicklung einbauen, die Beiersdorf in den kommenden Jahren mit qualitativem Wachstum ausstatten wird. Als ersten wichtigen Schritt haben wir beschlossen, unseren Fokus auf die Bereiche Haut- und Körperpflege zu richten, wo wir eine hervorragende Expertise haben. Außerdem haben wir den Vorstand neu geordnet. Drei Vorstände haben nun ausschließlich die Verantwortung für eine Region übertragen bekommen. Damit erreichen wir, dass wir näher am Kunden und den Konsumenten sind.

Wann werden Sie den Anschluss finden?

Quaas: Es geht uns nicht um kurzfristige Zuwächse etwa bei einem Quartalsergebnis. Unsere neue Strategie wird dazu führen, dass wir langfristig qualitatives Wachstum erreichen. In Nordamerika, wo wir uns schon konsequent auf die Segmente der Haut- und Körperpflege konzentrieren, haben wir in den ersten neun Monaten 2010 bereits ein Wachstum von 13,2 Prozent erreicht. In den USA haben wir unser Markensortiment bereinigt und etwa unser lokales Bandagengeschäft, als Bereich, der nicht mehr in unsere Strategie passt, verkauft.

In Deutschland musste Beiersdorf in den ersten neun Monaten einen Umsatzrückgang von 1,6 Prozent hinnehmen, obwohl es im Sommer wieder Rabatte für die Kunden gab. Dies hat offenbar nicht funktioniert. Gibt es weitere Rabatte?

Quaas: Extreme Preiskämpfe oder Rabatte sind für uns kein dauerhaftes Mittel der Geschäftspolitik von Beiersdorf. Wir haben im Krisenjahr 2009, als die gesamte Branche extreme Preisnachlässe gab, beim Kauf von drei Nivea-Produkten einen Rabatt gegeben. Für dieses Jahr hatten wir aber klar entschieden, dass Rabatte kein Mittel zur Umsatzsteigerung sein sollen, sondern nur ein Marketinginstrument, damit noch mehr Kunden unsere Produkte kennenlernen. Vor diesem Hintergrund war die Aktion erfolgreich.

Wie wollen Sie die Innovationskraft Ihrer Marken steigern? In jüngster Zeit gab es keine spektakulären Produktinnovationen von Nivea & Co.

Quaas: Die Konzentration auf den Bereich Haut- und Körperpflege bündelt auch unsere Forschungsaktivitäten. Sie können daher sicher sein, dass in Zukunft zahlreiche neue Produkte auf den Markt kommen werden.

Aber derzeit hört man wenig Neues von Beiersdorf.

Quaas: Das sehe ich anders. Die größte Innovation der vergangenen Monate war für mich der Relaunch unserer Gesichtspflegecreme Q10. Wir haben eine Formel gefunden, um den Anteil von Q10 in der Creme zu verdoppeln. Nivea Q10 ist heute eine der erfolgreichsten Hautpflegecremes weltweit. Zudem hatten wir mit Nivea Calm & Care eine Innovation im Deo-Bereich. In diesem Segment sind wir in Europa und Deutschland Marktführer. Und Sie können sich auch im Jahr 2011 wieder auf einige große Innovationen aus unserem Haus freuen.

Wann kommt die lang ersehnte erste Creme auf den Markt, die Falten wirklich glätten kann?

Quaas: Wir können keine Wunder versprechen, aber man kann heute bereits mit unseren Anti-Falten-Produkten eine sehr gute Wirkung erzielen.

Es ist noch nicht lange her, dass Sie die Tochter Tesa verkaufen wollten.

Quaas: Dass Tesa verkauft werden soll, habe ich nie gesagt. Tesa ist für Beiersdorf ein ganz wertvolles Geschäftssegment, das wir nicht verkaufen wollen.