Eine Glosse von Hanna Kastendieck

Wenn das Fernsehprogramm etwas darüber aussagt, welche Themen eine Gesellschaft bewegen, dann drängt sich beim Zappen durch die deutschen Fernsehsender vor allem eines auf: Kochen.

Kaum ein Moderator, der nicht um einen riesigen Herd herumwieselt und Sößchen probiert. Promiköche wie die Hamburger Tim Mälzer, Christian Rach, Steffen Henssler oder Cornelia Poletto sollen den Schleckermäulchen vor der Mattscheibe Appetit aufs Fernsehen machen. Was dabei herausbraten müsste - eigentlich -, wäre die Tatsache, dass die Deutschen auf dem besten Wege sind, ein Volk von absoluten Feinschmeckern zu werden. Das klingt köstlich, ist aber natürlich kompletter Käse.

Mehr als 50 Kochshows allein im deutschen Fernsehen zelebrieren eine Kunst, die in Wahrheit kaum einer mehr in Deutschland beherrscht. Denn während heute im Fernsehen das gute, wahre, das schöne Kochen und Essen beschworen werden, futtern wir zu Hause gleichzeitig am liebsten Chips, Fast Food oder Tiefkühlpizza. Alternativ gibt's Instantsuppe.

Schließlich hat man die Zeit, die man fürs Kochen von Köstlichkeiten gebraucht hätte, vor dem flimmernden Fernseher verbracht. Am besten bei Erdnüssen und Salzstangen. Aber mal ganz ehrlich. Angeschautes Essen macht beim besten und längsten Hinsehen nicht satt.

Die Macher selber schwitzen weiter im Akkord an der Küchenzeile, schließlich macht ein guter Braten - auch wenn ihn keiner in den heimischen Backofen schiebt - zumindest eines fett: die Quote.