Eine Widerrede von Joachim Mischke

Dieser Text wurde nicht per Hand mit Kartoffeldruck gebastelt, der Autor saß auch nicht, in kratzende Jute gewickelt, beim Schein einer flackernden Kerze aus Ohrenschmalz in einem ungeheizten Kellerloch. Korrektes Umweltbewusstsein ist nicht automatisch eine Zeitreise ins finsterste Mittelalter; man kann dabei konsequent sein, ohne sich den Spaß am Hier und Jetzt grundsätzlich zu verderben. Doch sollte nun ausgerechnet ein Senat, in dem nach wie vor auch die GAL etwas zu sagen hat, wirklich wieder die Harley Days zulassen, wäre das eine umweltpolitische Rolle rückwärts. Eine Dummheit. Ein Fehler. Ein Eigentor. Mit einem Wort: peinlich.

Die dreitägige Zwischenlagerung gut betuchter, mittelalter Wochenend-Rocker auf dem Großmarkt-Gelände, weitgehend abseits von Anwohnern und Innenstadt, wäre da auch nur ein wirkungsloses Trostpflaster. Denn natürlich wird deswegen keine Harley-Hundertschaft weniger laut und breitbeinig durch die City brettern und nerven. Natürlich wird die Umwelt- und Lärmbelästigung dann die gleiche sein. Vielleicht wird sie sogar größer, weil ja größere Runden gedreht werden müssen, bis man wieder unter sich ist und genüsslich vergleichen kann, wer den längsten Auspuff hat.

Eine Metropole, die sich zeitgleich glaubwürdig als "Europäische Umwelthauptstadt" präsentieren will, müsste auf solche Biker-Bilder verzichten, von denen hiesige Stadtvermarkter gern säuseln, sie würden ganz toll "auf die Marke Hamburg einzahlen". Die Bilder würden internationale Aufmerksamkeit produzieren, möchten sie sich - und uns - damit weismachen. Fraglich ist allerdings, ob die positiv wäre.