Im Botanischen Garten Klein Flottbek gedachten Mitarbeiter auf ihre Weise Loki Schmidts.

Klein Flottbek. Die Farbenpracht der Pflanzenwelt ist überwältigend an diesem grauen, diesigen Mittag. Das leuchtende Rot des Zierahorns, das Gelb des Ginkgos und die verschiedenen Nuancen dazwischen, vereint in den feingliedrigen Blättern der Sumpfzypresse, ziehen das Auge magisch an. Es sind nur eine Handvoll Besucher, die gestern um diese Zeit im Botanischen Garten Klein Flottbek die volle Palette des Herbstes bewunderten. Doch die, die da waren, sahen genau hin. So wie sie es hier immer getan hat: Loki Schmidt, die mit dem Botanischen Garten so eng verbunden war. Die Büste gleich hinter dem Eingang wurde ihr schon zu Lebzeiten gewidmet. Jetzt liegt davor ein Kranz aus Herbstlaub, Hortensienblüten und Pfaffenhütchen, im Wind flackert ein rotes Teelicht.

"Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten ..." Es sind elf Grad, die Sonne zeichnet sich nur schemenhaft hinter den Dunstschleiern ab, als die Uhr zwölf schlägt und die Gedanken von Rainer Maria Rilke zum Michel zu wandern scheinen, wo in diesem Moment die Trauerfeier für Loki Schmidt beginnt. Hier, in "ihrem" Garten, hat man ihrer schon vorher gedacht. "Einige von uns sind zum Michel gefahren, aber wir dachten, hier ist es persönlicher", sagt Gärtnerin Lydia Thießen. Mit zehn Kollegen haben sie sich morgens an der Büste getroffen, innegehalten, geweint, gelacht und sich von den Begegnungen mit der besonderen Frau erzählt, die immer auf den Garten-Weihnachtsfeiern in der Kantine dabei war. Und als Einzige rauchen durfte.

Jetzt ist dort ein Tisch mit einer Schärpe und einem Foto von ihr geschmückt. Draußen, im weitläufigen Garten, stammen nicht wenige Pflanzen aus Saat, die Loki Schmidt von Reisen mitgebracht hat und die sie ab und an inspizierte - in späteren Jahren im "Lokimobil", einem weißen Elektrowagen, als ihr das Laufen schon schwerfiel. Das nach ihr benannte Haus im Garten hatte gestern, wie an jedem Montag, geschlossen. So sehr sie sich über die Errichtung des kubischen, leuchtend blauen Baus gefreut hatte, so sehr hatte sie mit einem Blick auf die kühle Fassade gemahnt, das Haus "von innen mit Leben zu füllen", erinnern sich die Gärtnerinnen. An einem kleinen Fernseher haben sie gestern die Übertragung der Trauerfeier verfolgt.

Die Weihnachtsfeier wird eine andere werden dieses Jahr. Doch wenn im Frühjahr die ersten "ihrer" Pflanzen sprießen, wenn wieder ein Mäusebussard auf ihrer Büste verweilt, worüber sie sich so gefreut hatte, dann werden die Mitarbeiter des Botanischen Gartens an Loki Schmidt denken und sich freuen, was sie alles hier bewirkt hat.