Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Es klingt nach der Quadratur des Handballtores. Bundestrainer Heiner Brand will mehr Zeit mit seiner Nationalmannschaft verbringen, fordert die Bundesligavereine zudem auf, deutschen Talenten das Vertrauen zu schenken, wie das beim großen Bruder Fußball Bayern München, Dortmund und Schalke tun. Die Handballklubs wiederum sperren sich, sie seien keine Ausbildungsbetriebe, sondern Unterhaltungsunternehmen, die vor allem eins wollen: Erfolg. Und den gibt es auf die Schnelle nun mal eher mit gut ausgebildeten ausländischen Profis.

Fakt ist: Die Handball-Bundesliga ist die stärkste Liga der Welt, die deutsche Nationalmannschaft, 2007 noch Weltmeister, kann heute allenfalls an sehr guten Tagen mit den Weltbesten mithalten. Die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2012 in London scheint in Gefahr. Tatsache ist aber auch: Das Image und die Popularität des Handballs definiert sich über die Erfolge der Nationalmannschaft, nicht über die des THW Kiel oder des HSV Hamburg. Brands Männer holen fünf- bis zehnmal mehr Zuschauer vor die Fernseher als die Vereine in Bundesliga, Pokal oder Champions League.

Beide Seiten wissen um das Dilemma. Dass die Liga ihre Vereine inzwischen verpflichtet, Strukturen für die Nachwuchsarbeit zu schaffen, ist der erste Wurf in eine gemeinsame Zukunft. Gestaltet werden kann diese jedoch nur, wenn der nächste Schritt gelingt und die Talente regelmäßig zum Einsatz kommen. Dazu gehört auch Mut. Der fehlt bislang besonders den Trainern der Spitzenklubs. Das unterscheidet Kiels Gislason und Hamburgs Schwalb noch von Bayerns van Gaal oder Dortmunds Klopp.