In der denkmalgeschützten Bethlehemkirche in Eimsbüttel entstand in den letzten Monaten ein zweistöckiger Kindergarten mit Indoor-Spielplatz.

Eimsbüttel. Dass aufgegebene Kirchen von Griechen, Russen oder Afrikanern übernommen werden, ist nichts Neues. Die Eimsbüttler Bethlehemkirche wurde jetzt allerdings von Kindern in Besitz genommen. Direkt im Kirchenschiff des 2005 entwidmeten Gotteshauses wurde in den vergangenen acht Monaten das zweistöckige Kindergarten-Haus der Kita Bethlehem errichtet. Damit ist die Kindertagesstätte am Eppendorfer Weg bundesweit die erste, die in einem denkmalgeschützten Kirchengebäude untergebracht ist.

"Gemeinde und Kirchenvorstand begrüßen dieses innovative Konzept sehr", sagte Pastor Helmut Kirst, Vorsitzender des Kirchenvorstands, am Freitag bei der offiziellen Eröffnung. "Wir freuen uns, dass die Idee so schnell und gut umgesetzt wurde. Auf diese Weise wird die Kirche wieder mit Leben gefüllt und bleibt im Stadtteil präsent."

Ursprünglich sollte die 1959 geweihte Kirche nach ihrer Entwidmung abgerissen werden, was das Denkmalschutzamt jedoch verhindert hatte. Die Überlegungen, wie die Bethlehemkirche weiter genutzt werden könnte, stellten den Kirchenvorstand vor eine große Herausforderung - war es doch nach der St.-Stephanus-Kirche bereits die zweite entwidmete, aber denkmalgeschützte Kirche, die der Fusion zur Eimsbüttler Großgemeinde zum Opfer gefallen war.

Im März 2009 entstand dann die "zündende Idee", so Kirst, den Kindergarten in die Kirche zu verlegen. Der Haus-in-Haus-Entwurf des Architekturbüros Stölken Schmidt stieß bei allen Beteiligten auf große Zustimmung: ein in die Kirche integrierter zweistöckiger Bau mit großen Fenstern, für den das 14 Meter hohe Kirchenschiff zur "Wetter-Hülle" wird. Im 200 Quadratmeter großen Neubau sind zwei große Gruppenräume, Toiletten und Speiseraum untergebracht, auf der Orgelempore die Büros für die Kita-Mitarbeiterinnen, im ehemaligen Vorraum Garderobe und Küche. Unter einem zwölf mal drei Meter großen Oberlicht, das in Absprache mit dem Denkmalschutzamt in das Dach des Kirchenschiffs geschnitten wurde, befindet sich eine große Spielfläche aus hellem Holz, für zusätzliches Licht sorgen Laternen.

"Das ist unser Flutlicht", sagt Julian, 5. "Und der Platz aus Holz ist ein Fußballfeld. Und das da oben", er deutet auf die ehemalige Orgelempore, "ist die Tribüne für die Zuschauer." Smilla, 4, sieht das anders: "Nein, das hier unten ist eine Drüberlauf-Fläche", sagt sie und drückt ihr Kuscheltier an sich. Geht es um den außergewöhnlichen Standort ihres Kindergartens, sind sich die beiden aber einig: "In der Kirche ist es toll. Wir haben viel Platz zum Spielen und werden auch bei Regen gar nicht nass."

Kita-Leiterin Kirsten Dieckow ist vor allem begeistert von dem Licht, das jetzt in die einst düstere Kirche fällt. Und es gibt einen weiteren Vorteil. "Durch die vielen Fenster hat sich die Kirche nach außen hin geöffnet", sagt sie. Das gilt besonders für die beiden Gruppenräume der "Bären" und der "Elche", die sich mit ihren rundum verglasten Wintergärten förmlich nach draußen "stülpen". Von hier aus haben Julian, Smilla und die anderen 40 Kinder direkten Zugang zum Außengelände. Noch stehen den Kindern hier nur Sandkisten zur Verfügung, im kommenden Jahr sollen weitere Spielmöglichkeiten dazukommen. Weil der Gemeinde das Geld dafür fehlt, haben Eltern den Verein "Hamburger Könige" gegründet. Jedes Jahr am 6. Januar soll über der Bethlehemkirche ein großer, leuchtender Ballon in Kometenform aufsteigen. "Wie der Stern von Bethlehem den Heiligen drei Königen den Weg gewiesen hat, soll unser Stern die Hamburger aufrufen, für die Kitas der Stadt zu spenden", sagt Eskil Puhl, Vereinsvorsitzender. Dabei soll die Bethlehem-Kita selber nur im ersten Jahr Nutznießer der Spendenaktion sein - in den Jahren darauf soll für andere Kitas gespendet werden. Welche das sein werden, wird eine unabhängige Kommission entscheiden.

Kirchenvorstand und Kita-Mitarbeiterinnen sind froh über das Engagement der Eltern. Denn der Neubau in der Kirche und die Gestaltung des Außengeländes haben 1,28 Millionen Euro verschlungen. 900 000 Euro konnten aus dem Verkaufserlös des Grundstücks finanziert werden, auf dem die Kita vorher untergebracht war. Dort wird Investor "Plus Bau" 60 seniorengerechte Wohnungen bauen. "Auch konnten wir auf Rücklagen der Kita zurückgreifen und haben 80 000 Euro vom Denkmalschutz erhalten", sagt Kirchenvorstandsmitglied Jürgen Schmücker. 230 000 Euro würden aber noch fehlen - daher setze man große Hoffnung auf den Erfolg der "Stern von Bethlehem"-Spendenaktion.