Eine Glosse von Matthias Iken

Es war zu erwarten gewesen: Wenn sich Werbeleiter, neudeutsch Marketingstrategen, mit Politikern zusammentun, bekommt auch noch das hübscheste Kind einen hässlichen Namen. In dieser Woche haben sie gemeinsam erneut den Beweis angetreten, dass sie weder die Sprache der Verständlichkeit noch die der Menschen sprechen. Die neuen Mietwagen zum Mitnehmen heißen in Hamburg Car2Go - ein Wortungetüm zum Aus-der-Haut-Fahren. Aber eines mit System. Hier gibt man sich gern so kleinkariert-weltmännisch, dass es einem glatt die Sprache verschlägt.

Einige Beispiele gefällig? Wortgewalttätige in der Innenbehörde tauften die Streitschlichter "Cops4you", der Wirtschaftssenator denkt längst nicht mehr in Schwerpunkten, sondern nur noch in Clustern. Das Hafenamt heißt Port Authority, und die Hamburger S-Bahn hält in Fuhlsbüttel am Airport. Die Universität hat sogar ihre Germanisten in ein "Department" gesperrt. Wir sind zwar nicht mehr kreativ genug, deutsche Wörter für neue Erscheinungen zu schöpfen, aber für alberne Anglizismen finden wir immer ein Plätzchen in unserem verkümmernden Wortschatz. Die öffentlichen Fußballfeste auf dem Heiligengeistfeld haben Sprachakrobaten Public Viewing getauft; vielleicht hätten sie zuvor besser im Wörterbuch nachgeschlagen. Im Englischen bedeutet Public Viewing nämlich Aufbahrung einer Leiche.

Damit unserer Muttersprache nicht bald ein Public Viewing im echten Wortsinn droht, gilt dieser Zwischenruf heute den Politikern - also denen, die sonst nie müde werden, Einwanderer zum Deutschlernen aufzufordern: Es reicht mit den Anglizismen. Und, damit es auch die Letzten verstehen, übersetzen wir unsere Botschaft gern: Es ist 2much.