Sie erlebten Loki Schmidt beim Einkaufsbummel, Karpfenessen und bei der Musikförderung

Hermann Schreiber, Autor und Kolumnist

Das weiß ja kaum noch jemand, und ich bin nicht sicher, dass sie selbst sich gern daran erinnert hätte: Damals, in der Bonner Republik, als Helmut Schmidt Kanzler war, hat Loki Schmidt eines Tages beschlossen, die Frau des Bundeskanzlers als Beruf zu begreifen. Das heißt, beschlossen hat sie es eigentlich nicht, sie ist da "so hineingerutscht". Aber einen Beruf, nämlich Lehrerin, hat sie so lange ausgeübt, dass sie so am besten damit zurechtkam, die Frau des Bundeskanzlers zu sein. Außerdem war sie sich mit Helmut Schmidt darin einig, dass diese nicht zu einer halbamtlichen Einrichtung werden dürfe. "Das würde ich sowieso nicht mitmachen", hat sie mir damals gesagt. Also kam es vor, dass Frau Schmidt - und anders hat sie sich nie verstanden - bei Anlässen anstelle des Kanzlers erschien. "Neuerdings", kommentierte damals "Die Welt", erstaunt über des Kanzlers neue Kleiderordnung, "dass Loki Schmidt sogar 'in Stellvertretung' des Kanzlers erscheint, gewissermaßen die für 'menschliche Betreuung' zuständige Beauftragte des Staatspaares Schmidt." Lokis Kommentar war viel nüchterner: "Natürlich rede ich mit ihm, bevor ich irgendwo allein hingehe. Eine Zensur findet nicht statt."

Hermann Rauhe, Ehrenpräsident der Hochschule für Musik und Theater

Loki Schmidt war selbst sehr musikalisch und hat gerne gesungen. So rief sie mich Anfang der 90er-Jahre an, um mit mir über neue Impulse für den Freundeskreis Botanischer Garten zu sprechen. Sie sagte: 'Ich habe eine Idee, was Musik und Natur angeht. Können Sie zu mir rauskommen?' Natürlich stimmte ich sofort zu. Sie hatte einen Kuchen gebacken, und wir saßen gemütlich zusammen. Allerdings wurde unser Gespräch immer wieder durch Anrufe unterbrochen, weil Björn Engholm von allen Ämtern zurückgetreten war. Alle riefen an, weil Helmut Schmidt wieder SPD-Vorsitzender werden sollte. Er war jedoch nicht zu Hause. Dann wurde es ihr "zu bunt", und sie sagte: 'Wissen Sie was, wir fahren in den Botanischen Garten.' Auf der Fahrt unterhielten wir uns über eine neue Art der Musikvermittlung in einer ungewöhnlichen Umgebung. Dabei sollte es um Musik gehen, die Natur impliziert, veranstaltet von Nachwuchstalenten. Sie war davon sehr begeistert, doch sagte: 'Wer soll das bezahlen?' Ich stellte die Idee dem Vorstand der Ritterstiftung vor, und sie waren alle begeistert. Und natürlich Loki auch. Sie konnte es nicht fassen, dass binnen zwei Stunden die Finanzierung gesichert war. 'Das habe ich noch nie erlebt', sagte sie.

Alfons Müller, Rosenthal-Studio-Inhaber

Ich habe Loki Schmidt Ende der 80er-Jahre kennengelernt. Sie besuchte bei uns eine Ausstellung des dänischen Künstlers Björn Wiinblad. Zu dem Zeitpunkt entwarf sie selbst für Rosenthal floristische Zeichnungen, die dann in einer limitierten Teller-Auflage zu kaufen waren. An dem Tag war auch Philip Rosenthal anwesend. Mit ihm, dem Künstler und Dieter Grassy gingen wir in die Helgoländer Fischerstuben und bestellten Karpfen. Wir hatten eine Menge Spaß, und am Ende sagte Loki: 'Diesen Abend müssen wir unbedingt wiederholen.' Von da an trafen wir uns im Ratsweinkeller und später im Cölln's zum jährlichen Karpfenessen. Nach unseren Treffen erhielten wir oft einen Dankesbrief mit einer Zeichnung von ihr: der Blume des Jahres.

Dieter Grassy, Kaufmann

Kennengelernt habe ich Loki Schmidt vor über 40 Jahren durch unseren Freund Hardy Krüger senior. Eines Tages erhielt ich eine private Einladung zu den Schmidts, weil Hardy so viel von mir erzählt hatte. Als wir bei ihnen ankamen, öffnete Helmut Schmidt die Tür, sein Hemd war offen, denn er war erst von einer Seglerfahrt zurückgekehrt, und er sagte: 'Kennen Sie einen besseren Schauspieler als mich?' Es war ein schöner Abend, und daraus entwickelte sich eine Freundschaft, die sich auch bei unserer jährlichen Karpfenrunde zeigte. Einmal im Monat holte ich Loki Schmidt zum Stadtbummel ab. Jedes Mal fragte sie mich: 'Darf ich in deinem Wagen rauchen?'