Der Hamburger Onlinevermittler baut das Geschäft aus und schafft neue Arbeitsplätze in der Hansestadt. Künftig 3500 Hotels zur Auswahl.

Hamburg. Das Büro von opodo.de an der Mönckebergstraße macht Lust auf Urlaub. Ein riesiges Bild dominiert die weiße Wand, der Blick fällt auf das Meer, blau wellt es sich bis zum Horizont, ein Mann in Badehose scheint über dem Ozean zu schweben. Die Optik passt zu Opodo als Urlaubsanbieter. Und auch für die neueste Herausforderung der Firma ist sie das passende Symbol: Die Macher von Opodo, einem der größten Reisevermittler im Internet, stehen ebenfalls vor dem Sprung ins (kalte) Wasser. Sie wollen in Zukunft eigene Pauschalreisen anbieten und damit Branchenriesen wie TUI und Thomas Cook angreifen. Bisher ist die Internetseite mit dem rot-orangefarbenen Logo vor allem bei Leuten auf der Suche nach günstigen Flügen bekannt. Opodo fungiert als Suchmaschine und vermittelt die Reisekunden gegen eine Gebühr an die Fluggesellschaften.

Bei der nun geplanten Expansion bringt Opodo ab Ende November die Marke Opodissimo auf den heiß umkämpften Urlaubsmarkt. Der deutsche Firmensitz an der belebten Einkaufsstraße Hamburgs profitiert davon: Die Zahl der Mitarbeiter verdoppelt sich und wächst in den kommenden Monaten von 25 auf 50. Spätestens ab dem kommenden Jahr will die neue Tochterfirma Opodo Tours dann auch ein Callcenter in der Hansestadt gründen. Hier sollen an 365 Tagen im Jahr die Anfragen der Kunden bearbeitet werden, die sich mit Opodissimo auf die Reise nach Spanien, in die Türkei, nach Ägypten oder zu Städtereisen aufmachen.

Der Geschäftsführer von Opodo Tours kommt von TUI

"Wir wagen damit den Schritt in ein für uns komplett neues Geschäftsfeld", sagt Frank Riecke, der den Opodo-Ableger als Geschäftsführer leitet und nicht zufällig von TUI kommt. Der 42-Jährige, der früher gerne exotische Ziele wie Bali ansteuerte, sich aber heute als Familienvater eher auf Portugal oder Spanien beschränkt, erklärt den Markteintritt mit der technologischen Kompetenz und einer genauen Kenntnis der Kundenwünsche. Schon heute ist opodo.de in Deutschland nach eigenen Angaben der größte Onlineanbieter von Flugreisen. Und nach Expedia und bahn.de die Nummer drei in der Vermittlung von Reisen anderer Veranstalter über das Internet.

"Wir wissen genau, was die Gäste wollen, welche Flugziele und Hotels die beliebtesten und welche Angebote gerade am Markt sind", sagt Riecke. Die Transparenz bei Opodo ist kein Zufall. So ist das Unternehmen 2001 von europäischen Fluglinien wie Lufthansa gegründet worden und gehört heute zu Amadeus, dem weltweit führenden Betreiber von elektronischen Buchungssystemen, dessen Software auch in jedem Reisebüro zur Grundausstattung gehört. Mit der Neugründung will Opodo nun 3500 Hotels ins Programm nehmen, Komplettangebote mit Flug und Transfer schnüren und diese Pauschalreisen dann auf opodissimo.de anbieten. "Uns sind dabei praktisch keine Grenzen gesetzt", sagt Riecke. Nur wenige Hotels wie die Robinson-Clubs und die RIU-Hotels würden exklusiv über TUI oder die Iberostar-Hotels bei Thomas Cook vertrieben. Ansonsten könne sich Opodo frei im Markt bedienen. Zielgruppe von opodissimo seien dabei vornehmlich Kunden, die Hotels in der Vier- und Fünf-Sterne-Kategorie zu günstigen Preisen suchten.

Opodo wagt sich mit dem neuen Geschäftsbereich nicht in unbesetztes Terrain. Auch Anbieter wie lastminute.de bieten eigene Pauschalreisen an. Diese bedienen sich etwa im Markt der Überkapazitäten bei Flügen oder kooperieren mit Billigairlines, um den sonnenhungrigen Kunden günstige Preise anbieten zu können.

"Wir sind im Vermittlungsgeschäft bereits sehr gut etabliert und wachsen dabei zweistellig. Aber wir wollen eine zweite Erlösquelle erschließen", begründet opodo.de-Chef Tom Reiter den Schritt vom Vermittler zum Veranstalter. Die Herausforderungen für Anbieter wie Opodo, ebookers oder weg.de sind in der Branche bekannt. "Die Kunden im Internet sind wenig markentreu", sagt Torsten Schäfer vom Deutschen ReiseVerband. Dennoch müssen die Unternehmen Millionen in die Werbung investieren, damit ihre Seite überhaupt gefunden wird. Opodo hat zwar die kritische Masse erreicht, um solche Marketingausgaben wieder hereinspielen zu können. Das Unternehmen schreibt schwarze Zahlen und hat im laufenden Geschäftsjahr bereits eine Million Kunden gezählt, die einen Flug oder ein Hotel bei dem Onlineportal gebucht haben.

Zwei Drittel der Reisenden informieren sich im Internet

Aber dennoch dürfte die Akzeptanz als Neuling im Pauschalreisemarkt nicht leicht zu gewinnen sein. So informieren sich zwar zwei Drittel aller Reisenden im weltweiten Netz, bevor sie sich für die Safari in Kenia oder den Strandurlaub auf Teneriffa entscheiden. Tatsächlich im Internet gebucht wird aber nur jede fünfte Pauschalreise. Die Sorge, bei veränderten Flugzeiten oder einem Hotelpool ohne Wasser keinen persönlichen Ansprechpartner zu haben, hält die meisten Menschen von der Onlinereise ab, auch wenn das Internet heute zum Alltag gehört.

Als große Unbekannte gilt im weltweiten Tourismusmarkt zudem der Internetgigant Google. Der US-Konzern hat kürzlich ITA gekauft, die führende US-Suchmaschine für Flugtarife. Nun befürchten deutsche Reisevermittler, der Internetkonzern könne mit einer eigenen Flugsuchseite nach Europa kommen. Schon jetzt beginnen 75 Prozent aller Onlinereisesuchen bei Google. Bei Opodo in Hamburg schaut man allerdings nicht nur in die Vereinigten Staaten: Es heißt, die Muttergesellschaft Amadeus wolle Opodo an den französischen Mitbewerber Go Voyages verkaufen.