Eine Glosse von Jan-Eric Lindner

Was macht einen Supermarkt eigentlich super? Ist es der Umfang seines Angebots, die Breite der Gänge, die Frische der Frischwaren oder die Freundlichkeit des bekittelten Personals? Ich jedenfalls kenne einen Markt, in dem ist kaum etwas super. Trotzdem darf er die oben genannte Bezeichnung seit Jahrzehnten tragen.

Da ausgerechnet dieser Markt aber mein örtlicher Nahversorger ist, gibt es für mich Gründe, trotzdem dorthin zu gehen: a) Ich möchte das Auto nicht bewegen oder b) mir steht der Sinn nach einer Dosis brutalstmöglicher Realität - wobei es sich, wie Wortwitz-affine Leser vielleicht vermuten könnten, bei dem beschriebenen Lebensmittel-Fachgeschäft gar nicht um einen "Real"-Markt handelt.

Es gibt in diesem Laden Verkaufspersonal, das Kunden lautstark der Behauptung falscher Tatsachen bezichtigt, wenn sie anmerken, Rinderfonds sei seit einer Woche aus. Das ist nur bedingt originell. Ordert man am Wurst-Tresen aber zum Beispiel so exotische Köstlichkeiten wie "Trüffelleberwurst" darf man schon mal mit der Gegenfrage "Was für'n Zeug?" rechnen. Das gilt es dann erst mal zu verarbeiten, was gar nicht so einfach ist, wenn sich, wie eigentlich immer, eine ganze Horde Wartender in Lauerstellung befindet, um die nächste frei werdende Fleischereifachverkäuferin mit Sonderwünschen zu belästigen. Ist die Trüffelleberwurst in der Folie, lohnt es sich, an gleicher Stelle Mailänder Salami zu bestellen. Es ist dies eine Salami, der vor dem Schneidevorgang zunächst einmal die Pelle abgezogen werden muss. Bei meinem letzten Kauf entfuhr der ondulierten Angestellten deshalb der Satz: "Ich hasse diese blöde Wurst!" Mehr als ein leises "Ich nicht ..." wagte ich nicht zu erwidern.

Gäbe es eine Art "Super Nanny" für renitentes Supermarktpersonal, sie hätte gewiss ihre helle Freude an derlei Verkaufsstrategen. Vielleicht reicht es aber auch, den Marktmitarbeitern mal den Werbespot ihres Arbeitgebers vorzuspielen. "Wir lieben Lebensmittel" heißt es darin.