Ein Kommentar von Kai-Hinrich Renner

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass die Öffentlich-Rechtlichen in puncto Unterhaltung auf die Ideen der Privatsender angewiesen sind, liefert ihn das Papier "Scripted Reality - eine Chance für den NDR?". Darin erfährt man, dass sich gestandene Redakteure des Senders allen Ernstes über Produktionsbedingungen so grottenschlechter Formate wie "Mitten im Leben" oder "Die Schulermittler" informieren. Darin werden vorzugsweise pöbelnde Angehörige der Unterschicht gezeigt. Allerdings handelt es sich nicht um Dokumentationen. Hier fluchen Laienschauspieler so, wie es das Drehbuch vorschreibt.

Nun will der NDR zwar auch ein wenig die Realität inszenieren, aber auf Krawall verzichten. Statt im Hartz-IV- sollen seine Geschichten im Kreuzfahrtmilieu spielen. Aber macht das die Sache besser? Denn die Anmutung der Trash-Sendungen von RTL und Sat.1 will der Sender ja übernehmen. Das alles erinnert an die ersten Castingshows bei ARD und ZDF. Man wollte zwar am Erfolg von "Deutschland sucht den Superstar" teilhaben, aber bitte ohne die asozialen Sprüche eines Dieter Bohlen, was nicht klappte.

Warum aber orientieren sich ARD und ZDF überhaupt am Trash - zu Deutsch: Müll - der Privaten? An ausreichend Gebührengeld zur Entwicklung eigener neuer Formate sollte doch kein Mangel herrschen.