Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Alle Jahre wieder. Seit mit Fußball-Weltmeisterschaften Milliarden zu verdienen sind, müssen die Hüter des Weltfußballs mit Korruptionsvorwürfen leben. Dass dies ein berechtigter Reflex ist, enthüllten jetzt Reporter der "Sunday Times". Es war kein böses Foul an integren Funktionären, sondern der eindeutige Beweis: Wahlmännerstimmen kosten Geld.

Ob die beiden jetzt ertappten Fifa-Funktionäre nur besonders dumm oder besonders gierig waren, sei dahingestellt. Ihre Einlassung, mit den "Spenden" von 570 000 und 1,6 Millionen Euro ja "nur Fußballprojekte" anschieben zu wollen, bleibt eine rührende Rechtfertigung eines schmutzigen Geschäfts.

Der Schweizer Fußballherrscher Sepp Blatter hat sich und seinen Sport unbestreitbar auf eine Ebene mit den Herren der olympischen Ringe gehoben. Damit aber eben auch angreifbar gemacht für die Verlockungen des großen Geldes.

Im Vorfeld des Sommermärchens 2006 war es nur die Satirezeitschrift "Titanic", die boshaft auf die Abstimmungspraxis des blatterschen Männerzirkels hinwies. Inzwischen dürften die Zweifel wachsen, ob die Vergabe der WM an Deutschland allein der Aura des Kaisers Beckenbauer zu verdanken war.

Blatter versprach jetzt, die Fifa werde die Vorwürfe untersuchen. Die Beschuldigten ermitteln also wieder einmal selbst im Reich von Filz und Bällen. Wer an den ehrlichen, sauberen Weltfußball glaubt, darf nur noch als naiv bezeichnet werden.