Einladung zu Gesprächen über Sparpläne. GAL-Fraktionschef Kerstan fordert Schlichter

Hamburg. Die Einladungen sollen am Montag verschickt werden: Angesichts der anhaltend heftigen Proteste gegen Sparmaßnahmen im Kulturbereich, wie die Schließung des Altonaer Museums und die Kürzung des Schauspielhaus-Etats, will der Hamburger Senat den Konflikt nun am runden Tisch lösen. Das erste Treffen zwischen der schwarz-grünen Regierung und Kulturvertretern soll noch im Oktober stattfinden, sagte Senatssprecherin Kristin Breuer. Wer außer Bürgermeister Christoph Ahlhaus und Kultursenator Reinhard Stuth (beide CDU) teilnehmen wird, hält der Senat geheim.

GAL-Fraktionschef Jens Kerstan plädiert im Abendblatt-Interview dafür, zu diesen Gesprächen einen Schlichter hinzuzuziehen: "Wenn Politik und Betroffene sich so verhakt haben, wie das im Kulturbereich der Fall ist, muss man miteinander reden, und dabei kann es hilfreich sein, einen externen Moderator einzuschalten." Bislang ist das nach Abendblatt-Informationen nicht geplant; die Gespräche soll zunächst der Bürgermeister leiten.

Um das Haushaltsloch von 510 Millionen Euro zu schließen, hatte der Senat Ende September Dutzende Sparmaßnahmen beschlossen. Im Kulturbereich gehören dazu die Schließung des Altonaer Museums (soll 3,5 Millionen Euro pro Jahr einsparen), die Kürzung der Zuwendungen für das Schauspielhaus um jährlich 1,2 Millionen Euro und die für die öffentlichen Bücherhallen um eine Million. Die Kulturszene ist seitdem in Aufruhr und fordert Gespräche mit dem Senat. Auch GAL und SPD hatten das angeregt. Senatssprecherin Breuer zufolge ging die Initiative jetzt aber von Ahlhaus selbst aus: "Die Idee eines runden Tisches von SPD und GAL ist so gut, dass der Bürgermeister sie schon am Dienstag hatte."

In der Kulturszene stieß die Ankündigung auf positive Resonanz: "Grundsätzlich begrüßen wir die Idee, miteinander ins Gespräch zu kommen", sagte Schauspielhaus-Geschäftsführer Jack Kurfess. "Es ist wichtig, über die dramatischen Folgen, die die Kürzungsbeschlüsse für die Kulturlandschaft der Stadt haben, zu sprechen." Bücherhallen-Direktorin Hella Schwemer-Martienßen kündigte sofort an: "Wir sind natürlich beim Kulturgipfel dabei." Sie unterstützt zudem Kerstans Schlichtervorschlag: "Wichtig ist, dass wir einen kundigen Moderator finden, der auch autorisiert ist, in den politischen Raum zu wirken." Lisa Kosok, Vorstand der Stiftung Historische Museen Hamburg, zu der das Altonaer Museum gehört, findet es "großartig, wenn endlich Bewegung in die Angelegenheit kommt. Hoffentlich lässt sich an den Beschlüssen so noch etwas revidieren."

GAL-Fraktionschef Kerstan verteidigte hingegen die Schließung des Museumsgebäudes in Altona. Jetzt müsse aber ein Konzept erarbeitet werden, wie die Sammlung in anderem Rahmen präsentiert werden kann. Kerstan: "Mir fällt keine andere Stadt ein, die ihre Geschichte an zehn Standorten darzustellen versucht." Angesichts leerer Kassen sei die Suche nach effizienteren Lösungen "vertretbar". Für das Schauspielhaus hat er noch Hoffnung, dass es um die Kürzung herumkommt - wenn es seine Einnahmen entsprechend erhöht. Kerstan: "Das ist bei einem Haus, das mehr Zuwendungen erhält und mehr Plätze hat als andere Häuser, eine lösbare Aufgabe - wenn es denn häufiger mal vor vollem Saal spielen würde." Um das zu erreichen, müsse die Attraktivität gesteigert werden. Dafür könnten Mittel aus der geplanten Kulturtaxe verwendet werden.