Ein Kommentar von Tino Lange

"Kulturschutzgebiet" steht auf einem kleinen Schild an der Fassade des Molotow-Klubs am Spielbudenplatz. Und das aus gutem Grund: "Wir sind zusammen mit den anderen Programm-Klubs die gallischen Dörfer auf dem Kiez", sagt Betreiber Andi Schmidt. Sie sind die Bremsen der Aldisierung, der Quickbornisierung zwischen Millerntor und Nobistor.

Die Anzahl der Bands, die im Molotow spielen wollen, ist Legion. Woche für Woche stapeln sich die nicht nur aus Deutschland, sondern aus der ganzen Welt abgesendeten Bewerbungen im Büro und im E-Mail-Postfach. Und das Molotow-Team wählt sorgsam aus. Dass die "Intendanten" dieses Klubs seit mittlerweile 20 Jahren ein gutes Händchen haben, zeigt die Zahl der Topbands, die im Keller am Spielbudenplatz angefangen haben und jetzt in den großen Hallen spielen.

Nur manchmal lag man total daneben: "Mitte der 90er wollte hier eine Band spielen, die kein Potenzial zu haben schien und die wir ablehnten", erinnert sich Schmidt lachend. Es war eine Band, die vor wenigen Tagen den New Yorker Madison Square Garden in 30 Minuten ausverkauft hat: Rammstein. Pech.

Bands wie The Killers oder The White Stripes , die einst im Molotow spielten, sind mittlerweile Millionäre. Das Molotow aber lebt finanziell sprichwörtlich von der Hand in den Mund. Von der Stadt gibt es ein paar Euro zur Übernahme der GEMA-Gebühren aus dem Livemusik-Fonds. Für diesen Fonds, und damit allen Hamburger Live-Spielstätten bis zu einer Kapazität von 1000 Zuschauern, stehen jährlich 150 000 Euro zur Verfügung. Zehn Prozent des Etats des - noch nicht berittenen - Polizeiorchesters. Trotzdem jammert das Molotow nicht. Sondern macht. Das ist Idealismus. Schützenswerter Idealismus.