Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Dass der Fußball immer wieder zum Schauplatz gewalttätiger Auseinandersetzungen wird, liegt an seiner Popularität. Niemand käme auf die Idee, eine Schachveranstaltung durch das Werfen von Stinkbomben mattzusetzen. Es ist also nicht originär das Problem des Fußballs, dass er zur Bühne Radikaler wird, sondern ein gesellschaftliches. Das vorweg.

Versagt haben in Genua die Behörden. Die Italiener räumen inzwischen Kommunikationspannen ein, geben zu, serbische Warnungen vor dem anreisenden Mob nicht gewürdigt zu haben. Warum die polizeibekannten Hooligans überhaupt das Land zu einem Fußballspiel verlassen durften, müssen sich wiederum die serbischen Sicherheitskräfte fragen lassen. Hausarreste, wie anderswo üblich, hätten das Schlimmste verhindert.

Anzeichen und Ankündigungen der Gewalt hatte es am Spieltag in Genua reichlich gegeben wie die Möglichkeit, die Randalierer vom Stadion fernzuhalten. Und dass dort vor dem Anpfiff ein Vermummter in aller Ruhe vor den Augen der Polizei mit einem Bolzenschneider einen Zaun zerlegen darf, wäre nicht nur in Deutschland undenkbar gewesen. Auch der Europäische Fußballverband, die Uefa, hätte sich am Tag danach Bedauern und Entrüstung ersparen können, hätte er zuvor auf angemessene Sicherheitsmaßnahmen geachtet. So bleibt wieder nur ein Verlierer: der Fußball. Und der wurde in Genua gerade sieben Minuten gespielt.