Nicht nur Privatleute, auch Hamburger Firmen präsentieren sich im Social Web - wie das Traditionsunternehmen Barkassen Meyer.

Hamburg. Wenn Hubert Neubacher im Büro an seinem Schreibtisch sitzt und aus dem Fenster schaut, dann sieht er ziemlich häufig ziemlich große Schiffe. Zuletzt das TV-Traumschiff MS "Deutschland", davor die "Queen Mary II" oder das Segelschulschiff "Gorch Fock". Seit einiger Zeit ist sein erster Reflex dann der Griff zu seinem Handy. Schnell macht er mit der Kamera ein Foto und lädt es nur Sekunden später bei Facebook hoch. "Um den Usern ein richtiges Hamburg-Gefühl zu vermitteln", wie er sagt. Zwar ist der 38-jährige Neubacher wie die meisten anderen Nutzer auch als Privatmann bei dem sozialen Netzwerk angemeldet, seit einiger Zeit allerdings auch als Geschäftsmann. Er ist Leiter von Barkassen Meyer, eines Traditionsunternehmens direkt am Hafen, das seit 91 Jahren durch die Hamburger Gewässer schippert - und jetzt auch eine eigene Fanseite bei Facebook hat.

Vor allem geht es um direkten Dialog, Marken- und Imagepflege

"Das macht die Kommunikation mit den Kunden leichter. Vor allem aber macht es richtig viel Spaß", sagt Neubacher. Rund 195 "Fans" hat die Seite von Barkassen Meyer - Nutzer also, die die Statusnachrichten des Unternehmens lesen können, wenn sie die Seite aufrufen. So erfahren sie von Hubert Neubacher, welche Veranstaltungen geplant sind, welche Prominente an Bord waren oder einfach nur, wenn gerade ein großes Schiff an seinem Bürofenster vorbeigefahren ist. "Die Leute sollen nicht nur Werbung bekommen, sondern auch sehen, was im Hafen los ist." Weil vor allem junge Leute bis Mitte 30 bei Facebook angemeldet sind, hofft Neubacher, so vor allem auch sie mit der Fanseite zu erreichen (s. Grafik). "Tradition spielt bei uns zwar eine große Rolle, aber es ist doch toll, wenn man das mit den modernen Medien verbinden kann."

Tatsächlich ist Facebook längst nicht mehr nur ein Netzwerk, in dem sich Privatleute miteinander austauschen, sondern mittlerweile auch eine immer wichtigere Werbe- und Kommunikationsplattform für Unternehmen. Der Wirtschaftswissenschaftler Alexander Nicolai von der Uni Oldenburg hat mit der Werbeagentur construktiv untersucht, wie Deutschlands größte Marken nicht nur in Social Networks, sondern auch bei dem Kurznachrichtendienst Twitter, dem Videoportal YouTube und ähnlichen Plattformen im Internet aufgestellt sind.

Das Ergebnis: 60 der 100 untersuchten Firmen nutzen diese Möglichkeiten bereits, darunter auch die Hamburger Unternehmen Tchibo, Fielmann, Panasonic oder Knorr. Aber auch viele Mittelständler und Kleinbetriebe wie Barkassen Meyer entdecken Facebook und Co. für ihre Geschäftszwecke. "Die Gründe sind dabei oft sehr unterschiedlich", sagt Nicolai. "Manche Unternehmen suchen gezielt den Dialog mit ihren Kunden, anderen geht es vor allem um Marken- und Imagepflege." Wieder andere, wie beispielsweise die Lufthansa, würden einen konkreten Nutzwert mit den sozialen Netzwerken verbinden. "Beispielsweise durch die Meldung von Verspätungen oder Flugausfällen", so Nicolai.

Die Kaifu-Lodge setzt vor allem auf Kommunikation mit Fotos und Videos

Das Eimsbüttler Fitnesscenter Kaifu-Lodge beispielsweise ist bei Facebook und Twitter aktiv. "Die Community, die dort unterwegs ist, überschneidet sich stark mit unserer Zielgruppe", sagt Marketingmanagerin Carola Kippenberger. "Außerdem lässt sich so sehr gut mit Fotos und Videos kommunizieren." Arne Suckfüll, geschäftsführender Gesellschafter des Restaurants IndoChine an der Elbe, sieht einen klaren Vorteil darin, "dass die Kommunikation in beide Richtungen erfolgt und wir das Feedback der Nutzer direkt aufnehmen können. 4391 Fans hat sein Restaurant bei Facebook, die Kaifu-Lodge 1555. Versandhändler Otto, der ebenfalls seinen Sitz in Hamburg hat, hat bereits 18 289 Fans gesammelt. "Otto nutzt verschiedene Social-Media-Plattformen, um mit Kunden und Interessenten zu kommunizieren - direkt, authentisch und auf Augenhöhe", so Thomas Voigt, Direktor Wirtschaftspolitik und Kommunikation der Otto Group. "Die Kommunikation mit den Lesern, Fans und Followern zeigt uns, was sie beschäftigt, was sie sich wünschen."

Auch für Kleinbetriebe ist Facebook sinnvoll

Auch gehe es darum, neue Zielgruppen auf das Unternehmen aufmerksam zu machen. "Außerdem sprechen wir so auch potenzielle neue Mitarbeiter an, indem wir uns als Arbeitgeber präsentieren und Einblicke in das Unternehmen geben", so Voigt.

Experte Nicolai bemängelt jedoch, dass noch zu wenig Einzelhändler die Möglichkeiten von Social Media für sich nutzen. Auch Ulf Kalkmann, Geschäftsführer der Fachverbände des Hamburger Einzelhandels (FHE), stellt fest, "dass die Chancen von Facebook und Twitter bei vielen unserer Mitglieder noch immer nicht angekommen ist". Selbst für Kleinbetriebe könne diese Kommunikation sinnvoll sein. "Wenn sich ein Chef selbst nicht in den Social Networks auskennt, kann er sich auch von unseren Spezialisten entsprechend schulen lassen", so Kalkmann.

Trotz der großen Chancen warnt Nicolai auch vor Risiken - vor allem vor der deutlich niedrigeren Kontrollierbarkeit des Informationsflusses. "Wenn ein Produkt schlecht ist, spricht sich das bei Facebook richtig schnell rum."